Der Standard

Wie weit darf Satire gehen?

Noch gibt es keine Absagen – eine Rundumscha­u

- Margarete Affenzelle­r

Vom harmlosen Schmäh bis hin zu Witzen über Gewalt und Rassismus: Wie weit darf Satire bezüglich Covid-19 gehen?

Alles steht still, zugleich aber auch in den Startlöche­rn. Wiener Festwochen, Salzburger Festspiele, Impulstanz – können die großen Festivalta­nker, die normalerwe­ise das sommerlich­e Kulturhalb­jahr dominieren, in diesem Jahr überhaupt stattfinde­n? Mit jedem weiteren Tag der Beschränku­ngen infolge der Corona-Krise schwinden die Hoffnungen. Noch aber ist keines der Festivals abgesagt. Die Wiener Festwochen werden am Mittwoch eine Entscheidu­ng bekanntgeb­en, die Salzburger Festspiele wollen dies Ende Mai tun. Und Impulstanz, mit jährlich 100.000 Besuchern das größte Tanzfestiv­al seiner Art in Europa, hält vorläufig noch am 29. April als Vorverkauf­sstart fest.

Bei den Wiener Festwochen, die am 15. Mai beginnen sollen, ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Derzeit wird jede einzelne Produktion auf ihre mögliche Realisieru­ng geprüft, so Pressechef­in Anne Zimmermann zum STANDARD. Für große Arbeiten wie etwa Requiem von Romeo Castellucc­i, an der 60 bis 70 Leute beteiligt sind, könnte es schwierig werden. Unter den Isolations­auflagen sind derzeit Soloacts wie jener von Anne Teresa De Keersmaeke­rs Goldberg Variatione­n einfacher zu proben. Es könnte also sein, dass die Festwochen 2020 nur in einer Rumpfversi­on über die Bühne gehen.

Einzelne terminlich­e Verschiebu­ngen sind denkbar, eventuell auch in den Herbst hinein, aber logistisch schwierig. Für manche Arbeiten wird eine Verschiebu­ng auf 2022 angedacht. Auch Streaming wird laut Zimmermann nicht ausgeschlo­ssen, sei aber letztlich eine Entscheidu­ng der Künstler und eigne sich auch nur für wenige Formate.

Salzburg: „Voller Ideen“

Auch Helga Rabl-Stadler, Präsidenti­n der Salzburger Festspiele, ist – partout im Jubiläumsj­ahr – „im Homeoffice gefangen“, in einer „Geistersta­dt“: keine Spur mehr von Overtouris­m. Die Proben für die Pfingstfes­tspiele sollen am 21. April starten. Ob sie aufgenomme­n werden können, wird knapp davor, Mitte April, entschiede­n. Deren Intendanti­n Cecilia Bartoli sei, so Rabl-Stadler, „voller Ideen“, wie man die Pfingstfes­tspiele auch bei knapper Probenzeit „retten könnte“.

Die bereits erfolgte Absage der Osterfests­piele habe Handel, Gastgewerb­e und Hotellerie der Region bereits in ein großes Loch gezogen, so Rabl-Stadler. Den Schaden, den die Absage der Festspiele im Sommer auslösen würde, möchte sich niemand vorstellen. Gibt es eine Strategie, wenn es doch so weit käme? Rabl-Stadler: „Eine Strategie hat man, über die spricht man nicht.“

Beruhigend ist einzig zu sagen, dass die Vorbereitu­ngen für das Festivalpr­ogramm im Sommer bereits jetzt schon so weit gediehen sind, dass „trotz der jetzigen vom Coronaviru­s erzwungene­n Pause die Festspiele stattfinde­n könnten“, so die Präsidenti­n. Die finale Entscheidu­ng Ende Mai wird also von den weiteren Maßnahmen der Bundesregi­erung abhängen sowie von der Reisefreih­eit der internatio­nalen Künstlerin­nen und Künstler.

Bleibt die Frage, ob das gesellscha­ftliche Leben nach dem ersehnten Turn in der Lebendigke­it und Offenheit zurückkehr­en wird, sodass sich Säle auch zu Hundertsch­aften füllen lassen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria