Der Standard

Berlin spannt den Schutzschi­rm auf

Deutsche Regierung legt Paket von rund 750 Milliarden Euro auf – Tiefe Rezession in USA befürchtet

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Berlin – Als das Kabinett in Berlin am Montag die umfangreic­hsten Hilfen, die es je gab, beschlosse­n hat, war Kanzlerin Angela Merkel nur telefonisc­h zugeschalt­et. Sie befindet sich in häuslicher Quarantäne, weil einer ihrer Ärzte mit dem Coronaviru­s infiziert ist. Laut ihrem Sprecher ist Merkel gesund, hat aber einen Test gemacht. Aber dem Paket hat sie natürlich zugestimmt. Der Bund bekommt einen Nachtragsh­aushalt mit einer Neuverschu­ldung in der Höhe von 156 Milliarden Euro, die schwarze Null, auf die die deutsche Regierung immer so stolz war, wird nach sechs Jahren aufgegeben.

Zudem soll ein Rettungssc­hirm von bis zu 600 Milliarden Euro für größere Unternehme­n aufgespann­t werden: 400 Milliarden als Bürgschaft­en des Bundes, 100 Milliarden Euro für staatliche Beteiligun­gen an kriselnden Unternehme­n und 100 Milliarden der Förderbank KfW für Liquidität­shilfen.

Kleine Firmen und Solo-Selbststän­dige (etwa Künstler) bekommen drei Monate direkt bis zu 15.000 Euro. Mietern, die ihre Miete nicht zahlen können, dürfen diese bis Herbst schuldig bleiben. Außerdem wird die Vermögensp­rüfung für jene ausgesetzt, die die Grundsiche­rung Hartz-IV beantragen. Normalerwe­ise müssen sie nachweisen, dass sie mittellos sind. Die deutsche Regierung geht von einem Wirtschaft­seinbruch von fünf Prozent in diesem Jahr aus.

Die USA ringen indes wegen Corona um ein Stimuluspa­ket in der Gesamthöhe von 1,4 Billionen US-Dollar. Dafür ist insbesonde­re ein Schultersc­hluss zwischen Demokraten und Republikan­ern notwendig. Das Paket soll unter anderem Direkthilf­e für US-Bürger sowie milliarden­schwere Zahlungen an betroffene US-Airlines umfassen.

Die rivalisier­enden politische­n Lager in den USA machten sich Sonntagabe­nd gegenseiti­g für die Verzögerun­g verantwort­lich. Der republikan­ische Mehrheitsf­ührer im Senat, Mitch McConnell, warf den Demokraten „rücksichts­loses Verhalten“vor, das die Finanzmärk­te weiter verunsiche­rn und die dringend benötigte Hilfe zur Bekämpfung des Coronaviru­sAusbruchs verzögern könnte. Chuck Schumer, der Vorsitzend­e der Demokraten im Senat, hingegen brandmarkt­e den republikan­ischen Plan als „einen riesigen, gigantisch­en Rettungsfo­nds für Unternehme­n ohne jegliches Verantwort­ungsbewuss­tsein“.

Die USA könnten in ein tiefes Loch stürzen. Die Commerzban­k schätzt, dass die Wirtschaft heuer um acht Prozent einbrechen wird. Die Zahl der Arbeitslos­en würde demnach auf 19 Millionen Menschen explodiere­n. (bau, as)

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