Eurogruppenchef verspricht „viel Solidarität“
Politiker rund um den Globus sind sich einig: Sie wollen alles tun, um die Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft abzufedern. Investoren beruhigt das nicht. Die Börsen bleiben im Zickzackmodus.
Rund um den Globus zeigen sich derzeit dieselben Bilder: Regierungen schnüren im Eiltempo Hilfspakete für die Wirtschaft. Zeitgleich werden laufend neue Beschränkungen verlautbart, die das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben weiter einschränken. Alles folgt dem Ziel, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Die Wirtschaftswelt stöhnt immer lauter, Produktionen werden gedrosselt, stillgelegt, Arbeiter nach Hause geschickt, Jahresziele gekippt.
Der Chef der Eurogruppe, Mário Centeno, sagte am Montag, die Reaktionen der Eurozone auf das Coronavirus werden „keine Grenzen“haben und zu „viel Solidarität“zwischen den Ländern führen. Das sei seine Entschlossenheit als Finanzminister in Portugal und als Chef der Eurogruppe.
In der EZB nehmen angesichts der Viruskrise die Rufe nach gemeinsamen Anleihen der Länder (Corona-Bonds) zur Abwendung einer neuen Euroschuldenkrise zu. „Lösungen müssen gefunden werden, um zu verhindern, dass der Coronavirus-Notfall eine zweite Schuldenkrise wird“, schrieb Portugals Notenbankchef und EZB-Ratsmitglied Carlos Costa am Montag in einem an die Nachrichtenagentur Reuters gesendeten Bericht. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der VirusKrise die gemeinsame Ausgabe von Corona-Bonds durch die Euroländer zuletzt nicht ausgeschlossen. „Wir gucken alle Instrumente an“, sagte sie, „und das, was hilft, wird eingesetzt.“
Zahlungen ausgesetzt
Jedes Land sucht einen anderen Ausweg aus der Krise. Der von einer Staatspleite bedrohte Libanon entzieht sich vorerst weiteren Zahlungsverpflichtungen. Die Regierung habe beschlossen, die Zahlungen auf sämtliche in Dollar ausgegebene Eurobonds einzustellen, die in den nächsten 15 Jahren fällig werden, teilte das Finanzministerium in Beirut mit. Das Land wolle so schnell wie möglich Verhandlungen mit seinen Gläubigern aufnehmen.
Der Libanon ist eines der am höchsten verschuldeten Länder der Welt. Das Land war Anfang
März erstmals seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen. Insgesamt muss der Libanon Eurobonds in einer Gesamthöhe von 30 Milliarden Dollar zurückzahlen. Die Regierung muss nun entscheiden, ob sie den Internationalen Währungsfonds (IWF) um ein Rettungspaket bittet. Es gibt jedoch die Befürchtungen, dass ein solches Rettungspaket mit drastischen Sparvorgaben verbunden sein werde. Diese könnten weiterer Zündstoff für die seit Oktober andauernden Proteste im Libanon sein.
Die US-Notenbank Fed hat angekündigt, sich mit einem neuen Programm und umfangreichen Maßnahmen gegen die Folge der Coronavirus-Kirse zu stellen. Die Fed kündigte zusätzliche Käufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren an. Mit diesen solle unter anderem der Kreditfluss an Haushalte und kleine Firmen unterstützt werden.
In den USA hängt allerdings ein weiteres umfangreiches Hilfspaket fest. Die Demokraten haben eine diesbezügliche Abstimmung im Senat blockiert. US-Finanzminister Steven Mnuchin hat den
US-Senat aufgefordert, das umfangreiche Rettungspaket für die US-Wirtschaft rasch auf den Weg zu bringen.
In Deutschland wurde nun erlaubt, Hauptversammlungen online abzuhalten. Das ist für Unternehmen wichtig, um handlungsund beschlussfähig zu bleiben. Beschlüsse über Kapitalmaßnahmen, Abspaltungen oder Dividendenzahlungen können nur mit Zustimmung der Hauptversammlung gefasst werden.
Zickzackkurs
Für die Börsen ist all das ein giftiger Cocktail. „Eine erste spürbare Entspannung beziehungsweise nachhaltigere Erholung bei Aktien und Anleihen wird es wohl erst geben, wenn ein Ende der Eindämmungsmaßnahmen absehbar ist“, sagt Gerhard Winzer, Chef-Volkswirt der Erste Asset Management.
Die Märkte bleiben im Zickzack-Kurs und haben nach der Erholung am Freitag wieder nachgegeben. Die Verluste in Europa wurden durch die angekündigten Maßnahmen etwas eingedämmt. Die Wall Street eröffnete ebenfalls schwächer.