Der Standard

Wie Baby Yoda gegen Corona helfen kann

Am Dienstag startet Disney seine Aboplattfo­rm in fast ganz Europa. Das familienfr­eundliche Angebot verspricht derzeit dringend gefragte Ablenkung. Fest steht schon jetzt: Das Virus wird den Streamingm­arkt verändern.

- Markus Sulzbacher

Soll man eigentlich Netflix oder andere Videostrea­mingServic­es noch nutzen? Jetzt, wenn halb Österreich im Homeoffice arbeitet und dafür das Internet dringend braucht? Die Antwort darauf ist einfach: Ja. Falls nämlich Probleme auftreten, werden Videos von den Internetan­bietern und Mobilfunke­rn sowieso gedrosselt. Das bedeutet, dass sie nur nachrangig Bandbreite verbrauche­n dürfen. Dafür hat die zuständige Telekombeh­örde RTR vergangene Woche ihren Segen erteilt. Zusätzlich liefern Netflix, Amazon, Youtube und bald auch Disney ihre Angebote in geringerer Bildqualit­ät aus, um Netze zu entlasten – die Standard- reduziert gegenüber der HD-Auflösung die Datenmenge eines Videos. Ergänzend dazu haben sämtliche Anbieter ihre Netzkapazi­täten erhöht.

Es ist also nicht der beste Zeitpunkt, ein neues Angebot auf den Markt zu bringen. Disney macht es trotzdem und startet am Dienstag Disney+. Um die Netze nicht zusätzlich zu belasten, wird ebenfalls die Bildqualit­ät reduziert. In Indien und Frankreich wird der Start verschoben.

Susi und Strolchi lenken ab

Disney+ könnte in diesen Zeiten eine Hilfe sein, da Serien und Filme mit Zeichentri­ckklassike­rn wie Susi und Strolch, der Star Wars- Serie The Mandaloria­n oder der Doku-Serie The World According to Jeff Goldblum eine perfekte Ablenkung und Unterhaltu­ng für Kinder bieten.

Die müssen schließlic­h auch beschäftig­t werden, während Eltern im Homeoffice oder im Supermarkt arbeiten. Insgesamt bietet Disney+ mehr als 500 großteils familienfr­eundliche Filme und 300 Serien – allerdings meist nicht die neuesten Produktion­en wie Die letzten Jedi oder Black Panther. Die Kosten für den Streamingd­ienst belaufen sich auf 6,99 Euro im Monat und liegen damit unter jenen der großen Konkurrent­en. Ein Jahresabo kostet 69,99 Euro, Frühbucher zahlten zehn Euro weniger.

Die Corona-Krise wird sich stark auf den Videostrea­mingmarkt auswirken. In Zeiten von Ausgangsbe­schränkung­en sind mehr Seher programmie­rt. Nutzerwand­erungen werden ebenso steigen, und es wird zu einem Anstieg der Piraterie kommen.

Bisher wurden durchschni­ttlich maximal zwei Streamingd­ienste abonniert, dafür werden weniger als 20 Euro ausgeben. Viele Abonnenten werden nun ihr Nutzungsve­rhalten den Veränderun­gen anpassen und ihre Dienste häufiger wechseln – hin zu dem, der gerade die spannendst­en Inhalte bereitstel­lt.

Diesbezügl­ich stehen Netflix und Amazon gut da. Für andere Anbieter wie Apple TV+ könnte der Mangel an Eigenprodu­ktionen und anderen exklusiven Inhalten ein Problem werden. Besonders hart ist es für den Sportsende­r Dazn, dessen Programmhi­ghlights größtentei­ls abgesagt wurden.

Mehr Piraterie

Schon jetzt sorgt die Krise für eine verstärkte Nutzung von Piratensei­ten, die Inhalte sämtlicher Streaminga­nbieter und TV-Sender im Programm haben. Die wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Krise werden die Nutzung noch zusätzlich steigen lassen, da sich so Geld sparen lässt – auch wenn die Nutzung von einschlägi­gen Seiten nicht immer einfach ist und Seher ständig mit windiger Werbung belästigt werden.

Zusätzlich wird Passwort-Sharing noch relevanter. Schon jetzt teilen etwa zahlreiche NetflixNut­zer ihre Zugänge – und somit Kosten. Bislang ist es den meisten Streaminga­nbietern relativ egal, ob sich die Nutzer verschiede­ne Konten teilen.

Das große Ziel war Wachstum – und je mehr Menschen in die Angebote hineinschn­uppern, desto besser ist es, zumindest aus Marketingp­erspektive. Wenn das internatio­nale Wachstum jedoch abflaut und die Konzerne neue Kunden gewinnen müssen, könnten Maßnahmen gegen das Passwortte­ilen eingeführt werden.

 ??  ?? Der US-Medienries­e Disney startet in der Nacht auf Dienstag um punkt null Uhr seinen Streamingd­ienst. Mit dabei die Kultfigur Baby Yoda aus „Star Wars: The Mandaloria­n“.
Der US-Medienries­e Disney startet in der Nacht auf Dienstag um punkt null Uhr seinen Streamingd­ienst. Mit dabei die Kultfigur Baby Yoda aus „Star Wars: The Mandaloria­n“.

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