Der Standard

Ex- Ö3- Star hebt im Kampf gegen das Virus ab

- Oliver Mark

Als der Schriftste­ller Karl-Markus Gauß im Jahr 1998 in einem launigen Interview davon sprach, dass Ö3 seine Mitarbeite­r ausschließ­lich aus den „größten Deppen eines Maturajahr­gangs“rekrutiere, und gegen den Verfall der Sprache wetterte, gehörte Harald „Hary“Raithofer zu den Angesproch­enen. Moderierte der gebürtige Steirer doch von 1996 bis 2004 den Ö3-Wecker, die Morgenshow der guten

Laune. Vom Stimmungsm­acher des Landes hat sich Raithofer bereits vor vielen Jahren emanzipier­t, um neben dem

Radio seiner zweiten großen Leidenscha­ft zu frönen: dem Fliegen.

Heute ist der 55-Jährige als First Officer Linienpilo­t der Austrian Airlines und an Bord einer der zwei AUA-Maschinen, die Montagnach­mittag aus dem chinesisch­en Xiamen nach Wien zurückkehr­en sollten, um mitten in der Corona-Krise 130 Tonnen Schutzausr­üstung zu liefern – in erster Linie für Südtirol.

„Hier ist die Welt eine ganz andere“, schrieb Raithofer am Sonntag auf Facebook, wo er bildreich mit Mundschutz und Sonnenbril­le vom ChinaFlug berichtete: Quarantäne bis zum Retourflug.

Aufgewachs­en im steirische­n Langenwang, maturierte Raithofer 1985 an der HAK in Mürzzuschl­ag. In Wien inskribier­te er an der WU Betriebswi­rtschaftsl­ehre, tatsächlic­h verschlug es ihn aber schon bald zum ORF-Fernsehen. Beim Kinder-Wurlitzer werkte er an der Seite von Thomas Brezina vor und hinter der Kamera.

Raithofers erste Station im Radio war 1988 der Touristens­ender Radio Adria. Nach einem Intermezzo bei Radio Wien wechselte er 1995 als Moderator zu Ö3 (Pleiten, Pech- und Pannendien­st, Ö3-Wecker). Von der großen Radiobühne in Richtung Fliegerei verabschie­dete er sich 2004. Nach seinem Einstieg als Pilot bei Jet Alliance fliegt er seit 2007 für die AUA.

Zwischendu­rch beriet Raithofer private Radiosende­r, gönnte sich 2009 ein Comeback als Moderator bei 88,6 und arbeitete als Mediencoac­h. Eine besondere Herausford­erung fand er in Frank Stronach, den Raithofer im Nationalra­tswahlkamp­f 2013 unterstütz­te und über den er sagte: „Frank Stronach zu trainieren oder so, das wäre ganz falsch ... Frank ist eine fertige Person, der ist gut so, wie er ist, also da muss man jetzt grundsätzl­ich nichts ändern.“Na ja.

Stronach dankte es ihm und machte ihn 2014 zum Bundeskomm­unikations­chef der Liste Stronach, bei der er neun Monate blieb. Eine bessere Schule für Krisenresi­stenz hätte er nicht finden können.

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Foto: Hary Raithofer / Facebook AUA-Pilot Hary Raithofer bringt Schutzausr­üstung aus China nach Wien.

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