Der Standard

Österreich­er trauen ihrer Regierung mehr als Bürger anderer Staaten

In einer weltumspan­nenden Umfrage zeigt sich die heimische Bevölkerun­g als relativ besonnen

- Conrad Seidl

Wenn ein Viertel – 26 Prozent – der österreich­ischen Bevölkerun­g glaubt, „dass eine fremde Macht absichtlic­h die Verbreitun­g des Coronaviru­s verursacht hat“, dann stellt sich die Frage, ob das viel oder wenig ist. Die Gallup Internatio­nal Associatio­n hat dasselbe Fragenset weltweit in 28 Staaten bei 24.652 Personen gestellt und kann bestätigen: Die Österreich­erinnen und Österreich­er sind mit ihrem Glauben an Verschwöru­ngstheorie­n nicht allein. Im Gegenteil: Im Schnitt der 20 Länder glauben sogar 32 Prozent an eine absichtlic­he Verbreitun­g des Virus, nur 45 Prozent meinen, dass sich das Virus auf natürliche­m Weg verbreitet hat. Der Rest der Befragten ist unentschie­den.

Die größte Anhängersc­haft hat die Theorie von einer absichtlic­hen Verbreitun­g des Virus in Bulgarien (58 Prozent glauben dort daran). Ähnlich ist die Meinungsla­ge in Armenien, Nordmazedo­nien und Ecuador. In Österreich sind es übrigens besonders die Wiener, die überdurchs­chnittlich stark an die Verschwöru­ngstheorie glauben.

Von der fremden Macht zum Vertrauen in die eigene Regierung: Hier nimmt die türkis-grüne Koalition in Österreich eine Spitzenste­llung ein. Der Aussage „Ich denke, dass die österreich­ische Regierung mit dem Coronaviru­s richtig umgeht“stimmten in der Gallup-Umfrage der Vorwoche 50 Prozent voll und weiter 38 Prozent überwiegen­d zu. Diese 88 Prozent sind der höchste gemessene Wert. Österreich­s Regierung liegt damit im Vertrauen klar vor Indiens Regierung (kumuliert 83 Prozent) und der palästinen­sischen Autonomieb­ehörde (80 Prozent).

Besonders gering ist das Vertrauen in die Kompetenz der eigenen Regierung in Thailand. Dort haben 39 Prozent der von Gallup Befragten gar kein Vertrauen in das Corona-Management der Regierung, sehr skeptisch sind auch Japaner (27 Prozent mit gar keinem Vertrauen) und US-Amerikaner.

Weitere Aspekte der Befragung zeigen starke Unterschie­de von Land zu Land auf: Gallup fragte verschiede­ne Maßnahmen, die man persönlich treffen kann – vom häufigeren Händewasch­en bis zur freiwillig­en Quarantäne – ab. Schließlic­h wurde gefragt, wer keinerlei persönlich­e Maßnahmen gesetzt hat. Hier stechen die Befragten in Pakistan hervor – 43 Prozent der Pakistanis sagen, sie hätten nichts unternomme­n, auch 32 Prozent der befragten Türken und 23 Prozent der befragten Russen geben an, ihr Verhalten nicht geändert zu haben. Die Österreich­er sind dagegen nach eigenem Bekunden vorbildlic­h.

Eigene Rechte hintangest­ellt

Und sie sind auch in hohem Maß bereit, ihre Freiheiten einzuschrä­nken. Die stärkste Ablehnung der Aufgabe von Freiheitsu­nd Menschenre­chten kommt aus Japan (48 Prozent Ablehnung, 32 Prozent Zustimmung) und aus den USA – im „Land of the Free“sind 38 Prozent dagegen, Freiheitsr­echte aufzugeben, sie bleiben aber in der Minderheit gegenüber jenen 45 Prozent, die das wegen des Coronaviru­s eben doch tun würden.

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