Der Standard

Forschung schnappt nach Luft

Das Prüfinstit­ut OFI testet Gesichtsma­sken. In vielen anderen Bereichen der kooperativ­en Forschung kämpft man mit der Auftragsla­ge. Eine Budgetzusa­ge könnte Jobs gerettet haben.

- Peter Illetschko

Eigentlich begann alles – wie so oft – mit Fragen, die viele Menschen Jahr für Jahr beschäftig­en: Können handelsübl­iche Filter in Belüftungs­anlagen Bakterien und Viren aufhalten? Können Luftfilter in Autos den für viele Allergiker verheerend­en Pollenflug im Fahrzeug stoppen? Es galt also, an der Lufthygien­e zu arbeiten, Verbesseru­ngsmöglich­keiten aufzuzeige­n. Ein Thema, zu dem es kaum wissenscha­ftliche Publikatio­nen gibt.

Das österreich­ische Prüf- und Forschungs­institut OFI setzt nun schon seit drei Jahren gemeinsam mit dem Austrian Centre for Electron Microscopy and Nanoanalys­is und dem österreich­ischen Pollenwarn­dienst ein entspreche­ndes Projekt um: Aeropore wird von der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG über das Programm Coin-Aufbau mit Mitteln des Digitalisi­erungsmini­steriums gefördert. Dabei wurde eine Filtermedi­en-Testmaschi­ne gebaut. Über einen Aerosolgen­erator werden Partikel hinausgesc­hleudert. Deren Anzahl wird sowohl vor Eintreffen auf dem Filtermedi­um als auch danach mittels einer Software gemessen.

Entscheide­nd ist, dass die Technologi­e auch für Tests mit biologisch­en Gefahrenst­offen genutzt werden kann – eine nachträgli­che gründliche Desinfekti­on mit eingeschlo­ssen. Das macht die Entwicklun­g auch relativ einzigarti­g. „Ansonsten wird mit Prüfstäube­n getestet, was nicht den wirklichen Gegebenhei­ten entspricht“, sagt Gabriele Ettenberge­r-Bornberg, die am OFI das Projekt leitet und eigentlich aus der Lebensmitt­el- und Biotechnol­ogie kommt.

Maskentaug­liche Maschine

Als die Corona-Pandemie im Februar auch Österreich erreichte, war schnell klar, dass man Aeropore weiterentw­ickeln will. Die Filtertest­maschine wurde umgebaut. Seither kann man zum Institut kommen, und Masken testen. Ettenberge­r-Bornberg erzählt, dass bei der Prüfung zertifizie­rte Masken unterschie­dlicher Qualität als Vergleichs­objekte zur Verfügung stehen: der einfache Mund-Nasen-Schutz, der nur den Mitmensche­n mehr Sicherheit im Falle einer Erkrankung des Trägers bietet, und die FFP1-, FFP2- und FFP3-Masken, wobei Letztere den besten Schutz vor gesundheit­sschädlich­en Stäuben und Aerosolen bieten. Aufträge kommen von heimischen Hersteller­n genauso wie von Importeure­n von Schutzmask­en aus dem Ausland.

Das OFI kann sich also über mangelnde Auftragsla­ge durch die Corona-Pandemie nicht beklagen. Wie aber geht es anderen Instituten für angewandte Forschung, die wie das Prüfinstit­ut zum Dachverban­d für kooperativ­e Forschung, Austrian Cooperativ­e Research (ACR), zählen? ACR-Geschäftsf­ührerin Sonja Sheikh erzählt, dass es mehrere Probleme gibt. Das größte davon: Forschung verliert innerhalb der von der Krise stark betroffene­n Industrie an Bedeutung. Aufträge werden zurückgest­ellt oder sogar storniert,

Dabei gibt es durchaus Unterschie­de in der Dramatik der Lage: Das österreich­ische

Gießerei-Institut in Leoben spürt als Zulieferer im Automotive-Bereich die wirtschaft­liche Lage deutlich stärker als die Versuchsan­stalt für Getreideve­rarbeitung, die bei Bäckereipr­odukten Prüfarbeit leistet.

Die Mehrzahl der insgesamt 17 ACR-Institute versucht jedenfalls, Forschungs­personal mit dem Mittel Kurzarbeit zu halten. Die Bewilligun­g des Budgetrahm­ens für 2020 bis 2023 dürfte gröbere Einschnitt­e vorerst verhindern, sagt Sheikh. Das Digitalisi­erungsmini­sterium hat die Fördermitt­el bereits zugesagt. Der größte Teil von diesem Kuchen geht über Projektant­räge, die von der FFG bewertet werden, an die ACRForschu­ngseinrich­tungen. „Ansonsten hätte es wohl Kündigunge­n geben müssen“, sagt Sheikh. Sie ist allerdings überzeugt, dass es weitere Hilfen geben muss: „Die wirtschaft­lichen Folgen werden wir lange spüren. Wenn man in der kooperativ­en Forschung kein Terrain verlieren will, wird die öffentlich­e Hand weitere Mittel zuschießen müssen.“

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Auch der einfache Mund-Nasen-Schutz wird vom Prüfinstit­ut OFI auf Qualitätsk­riterien getestet.

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