Forschung schnappt nach Luft
Das Prüfinstitut OFI testet Gesichtsmasken. In vielen anderen Bereichen der kooperativen Forschung kämpft man mit der Auftragslage. Eine Budgetzusage könnte Jobs gerettet haben.
Eigentlich begann alles – wie so oft – mit Fragen, die viele Menschen Jahr für Jahr beschäftigen: Können handelsübliche Filter in Belüftungsanlagen Bakterien und Viren aufhalten? Können Luftfilter in Autos den für viele Allergiker verheerenden Pollenflug im Fahrzeug stoppen? Es galt also, an der Lufthygiene zu arbeiten, Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Ein Thema, zu dem es kaum wissenschaftliche Publikationen gibt.
Das österreichische Prüf- und Forschungsinstitut OFI setzt nun schon seit drei Jahren gemeinsam mit dem Austrian Centre for Electron Microscopy and Nanoanalysis und dem österreichischen Pollenwarndienst ein entsprechendes Projekt um: Aeropore wird von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG über das Programm Coin-Aufbau mit Mitteln des Digitalisierungsministeriums gefördert. Dabei wurde eine Filtermedien-Testmaschine gebaut. Über einen Aerosolgenerator werden Partikel hinausgeschleudert. Deren Anzahl wird sowohl vor Eintreffen auf dem Filtermedium als auch danach mittels einer Software gemessen.
Entscheidend ist, dass die Technologie auch für Tests mit biologischen Gefahrenstoffen genutzt werden kann – eine nachträgliche gründliche Desinfektion mit eingeschlossen. Das macht die Entwicklung auch relativ einzigartig. „Ansonsten wird mit Prüfstäuben getestet, was nicht den wirklichen Gegebenheiten entspricht“, sagt Gabriele Ettenberger-Bornberg, die am OFI das Projekt leitet und eigentlich aus der Lebensmittel- und Biotechnologie kommt.
Maskentaugliche Maschine
Als die Corona-Pandemie im Februar auch Österreich erreichte, war schnell klar, dass man Aeropore weiterentwickeln will. Die Filtertestmaschine wurde umgebaut. Seither kann man zum Institut kommen, und Masken testen. Ettenberger-Bornberg erzählt, dass bei der Prüfung zertifizierte Masken unterschiedlicher Qualität als Vergleichsobjekte zur Verfügung stehen: der einfache Mund-Nasen-Schutz, der nur den Mitmenschen mehr Sicherheit im Falle einer Erkrankung des Trägers bietet, und die FFP1-, FFP2- und FFP3-Masken, wobei Letztere den besten Schutz vor gesundheitsschädlichen Stäuben und Aerosolen bieten. Aufträge kommen von heimischen Herstellern genauso wie von Importeuren von Schutzmasken aus dem Ausland.
Das OFI kann sich also über mangelnde Auftragslage durch die Corona-Pandemie nicht beklagen. Wie aber geht es anderen Instituten für angewandte Forschung, die wie das Prüfinstitut zum Dachverband für kooperative Forschung, Austrian Cooperative Research (ACR), zählen? ACR-Geschäftsführerin Sonja Sheikh erzählt, dass es mehrere Probleme gibt. Das größte davon: Forschung verliert innerhalb der von der Krise stark betroffenen Industrie an Bedeutung. Aufträge werden zurückgestellt oder sogar storniert,
Dabei gibt es durchaus Unterschiede in der Dramatik der Lage: Das österreichische
Gießerei-Institut in Leoben spürt als Zulieferer im Automotive-Bereich die wirtschaftliche Lage deutlich stärker als die Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung, die bei Bäckereiprodukten Prüfarbeit leistet.
Die Mehrzahl der insgesamt 17 ACR-Institute versucht jedenfalls, Forschungspersonal mit dem Mittel Kurzarbeit zu halten. Die Bewilligung des Budgetrahmens für 2020 bis 2023 dürfte gröbere Einschnitte vorerst verhindern, sagt Sheikh. Das Digitalisierungsministerium hat die Fördermittel bereits zugesagt. Der größte Teil von diesem Kuchen geht über Projektanträge, die von der FFG bewertet werden, an die ACRForschungseinrichtungen. „Ansonsten hätte es wohl Kündigungen geben müssen“, sagt Sheikh. Sie ist allerdings überzeugt, dass es weitere Hilfen geben muss: „Die wirtschaftlichen Folgen werden wir lange spüren. Wenn man in der kooperativen Forschung kein Terrain verlieren will, wird die öffentliche Hand weitere Mittel zuschießen müssen.“