Der Standard

Präsident polizeilic­h geflext

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Hat es sich so abgespielt? Die schmale Annagasse in der Wiener Innenstadt. Der Regen prasselt leise auf die Markise des italienisc­hen Restaurant­s. Es ist knapp nach Mezzanotte. Auftritt zweier uniformier­ter Polizisten. An ein älteres Ehepaar gewendet, das noch bei einem Glas Wein sitzt: „Grüß Sie. Wissen Sie, warum wir Sie beanstande­n? Nein? Also, Sie halten sich nach 23 Uhr in der Corona-Verbotszon­e auf. Wir von der Polizei sind nämlich die Flex, die die Infektions­kette abschneide­t. Hat der Herr Innenminis­ter Nehammer gesagt. Ich muss Sie daher zur Ausweislei­stung auffordern. (Pause) Ah, Sie sind Bundespräs­ident. (Beiseite: ‚Meiner net, I hab den anderen g’wählt.‘) Jedenfalls müssen wir über den Sachverhal­t eine Meldung machen und an das zuständige Magistrati­sche Bezirksamt zur rechtliche­n Beurteilun­g weiterleit­en.“

Die Spannung steigt ins Unerträgli­che. Wird der in diesen Dingen bekannt strenge Wiener Magistrats­direktor gelten lassen, dass Alexander Van der Bellen Schuldeins­icht zeigte (im Gegensatz zum Verursache­r des Kleinwalse­rtalers Volksaufla­ufs)? Gilt „Ich habe mich verplauder­t“als wienerisch mildernder Umstand? Wird der Wiener Polizeiprä­sident jetzt doch einmal Richtlinie­n über „Verhältnis­mäßigkeit beim Einschreit­en der Polizeiorg­ane gegen harmlose Bürger in Bagatellfä­llen“erlassen?

Ja, und: VdB hätte sich an die Vorschrift halten und früher heimgehen sollen.

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