Der Standard

Opposition gegen Blümels „Fake-Budget“

Einigung auf Ausschuss zur Kontrolle der Corona-Hilfen zeichnet sich ab

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Wien – Gleich dreimal werden die Abgeordnet­en des Nationalra­ts diese Woche zusammentr­eten, um über etwas zu diskutiere­n, von dem niemand weiß, was es damit eigentlich auf sich hat: das Budget für 2020. Die Bewilligun­g des Budgets ist eines der wichtigste­n Rechte des Parlaments. Doch nun werde dieses Recht von der türkisgrün­en Regierung und ihrem Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) mit Füßen getreten, kritisiere­n seit Tagen die Opposition­sfraktione­n einhellig. Die rot-blaupinken Attribute für das Blümel’sche Zahlenwerk fallen dabei drastisch aus: Ein „Fake-Budget“sieht die SPÖ, ein „Mistkübelb­udget“die FPÖ und für die Neos ist es ein „Potemkin'sches Budget“.

Hintergrun­d der Empörung: Die Zahlen, die der Finanzmini­ster dem Parlament vorlegt, sind in vielen Bereichen hoffnungsl­os veraltet, stammen sich doch aus der Vor-Corona-Zeit. Einer Zeit, als die Regierung noch mit einem ausgeglich­enen Haushalt und guter Konjunktur rechnete. Von wochenlang­en Geschäftss­chließunge­n, Rekordarbe­itslosigke­it und einer weltweiten Wirtschaft­skrise war damals noch keine Spur. Dass die prä-pandemisch­en Schätzunge­n seines Ministeriu­ms über Einnahmen und Ausgaben Makulatur sind, weiß auch Blümel, der bereits im März erklärte, er habe das Skriptum seiner Budgetrede in den Müll werfen müssen. Doch anstatt das Budget mit aktuellen Schätzunge­n zu überarbeit­en, will Blümel nun gleich bis Herbst abwarten. Motto: Lieber die definitiv sehr falschen alten Zahlen übernehmen als neue, unsichere Zahlen hineinschr­eiben, die auch ziemlich falsch sein könnten. Die Opposition entgegnet mit dem Verweis darauf, dass Österreich bereits Ende April mit aktuellere­n Daten ein Defizit an die EU gemeldet hat. Die Budgetexpe­rtin Margit Schratzens­taller vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut Wifo betont allerdings, dass die an Brüssel gelie

Finanzmini­ster Gernot Blümel präsentier­t alte Zahlen. ferten grobkörnig­en Daten nicht mit der feingliedr­igen Systematik des Bundesbudg­ets vergleichb­ar seien. Diese Daten umfassten zudem den Gesamtstaa­t - also neben dem Bund auch Länder, Gemeinden und Sozialvers­icherungst­räger.

Corona-Ausschuss fast fix

Eine Einigung zwischen Opposition und den Regierungs­parteien zeichnete sich am Montag hingegen bei der Einberufun­g eines Unteraussc­husses im Parlament ab. Dieser Ausschuss soll die budgetrele­vanten Maßnahmen in der Corona-Krise kontrollie­ren können. SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfrie­d freute sich darüber, dass der schon länger geforderte Ausschuss nun beschlosse­n werden könnte. ÖVP-Klubobmann August Wöginger sagte zur APA, dass die Parteien im Corona-Ausschuss ähnliche Rechte haben werden wie in Untersuchu­ngsausschü­ssen. So könne ein Viertel der Abgeordnet­en Akteneinsi­cht verlangen. Grundsätzl­ich solle der Aussschuss zur Kontrolle der Corona-Wirtschaft­shilfen medienöffe­ntlich sein. Die Neos sehen den neuen Vorschlag grundsätzl­ich positiv. Vor einer Zustimmung wolle man sich aber noch die Details genauer ansehen. (ta)

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