Der Standard

Gertie Fröhlich 1930–2020

Die Künstlerin prägte die Wiener Nachkriegs­moderne

- Hans Rauscher

Wie jetzt bekannt wurde, ist die Malerin und Grafikerin Gertie Fröhlich knapp vor ihrem 90. Geburtstag verstorben. Die am 29. Juni 1930 in der heutigen Slowakei geborene Fröhlich war in der Aufbruchsz­eit der Nachkriegs­moderne in Wien eine eigenständ­ige Künstlerin und Impulsgebe­rin. Sie brachte Monsignore Otto Mauer dazu, die Sammlung des 1938 zur Emigration gezwungene­n Kunsthändl­ers Otto Kallir zu übernehmen, woraus die Galerie nächst St. Stephan entstand, mit Künstlern wie Arnulf Rainer, Josef Mikl, Wolfgang Hollegha und Markus Prachensky, ihrem späteren Mann.

Ihre Tochter, die Filmemache­rin Marieli Fröhlich, erinnert an ihre Großzügigk­eit, „auch im Teilen von Freunden und Kontakten“– „ihre Wohnung war der Salon der Avantgarde in Wien“.

Aus ihrem Werk sind die Plakate für das Filmmuseum in der Albertina einer Generation von Cineasten ein Begriff, sie wurden internatio­nal preisgekrö­nt, in London, New York, Hollywood und Paris. Ihr fast träumerisc­her Stil war unverwechs­elbar. FalterHera­usgeber Armin Thurnher nennt sie eine „stille Große“, „eine jener Menschen, die weniger aus sich machten, als ihrer Bedeutung entsprach, aber es war klar, dass ihr Wort Gewicht hatte. Eine respektgeb­ietende Aura umgab sie.“

Zahlreiche Freunde erinnern sich an ihre menschenfr­eundliche, zugleich ironisch gebrochene Weltsicht, vor allem aber an ihren Beitrag zum künstleris­chen Aufbruch in einem noch recht spießigen Wien.

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