Der Standard

Grenzöffnu­ngen kommen

Die unterschie­dlichen Regelungen hinsichtli­ch der Grenzkontr­ollen machen die Sommerurla­ubsplanung 2020 zur Herausford­erung. Während Italien den Schlagbaum öffnet, reagiert man im Norden noch zögerliche­r.

- Steffen Arora

Slowenien und Kroatien heben ihre Reisebesch­ränkungen auf. Österreich­er müssen bei Wiedereinr­eise in Quarantäne.

Die Situation ist unübersich­tlich und ändert sich ständig. Das einst vereinte Europa wurde wegen des Coronaviru­s wieder zu einem Fleckerlte­ppich an Grenzregim­en. Das sorgt für gröbere Verstimmun­gen wie etwa in der Europaregi­on Tirol-Südtirol-Trentino. Angesichts der hohen Infektions­zahlen in Italien wird Österreich seine Grenze zum südlichen Nachbarn in absehbarer Zeit nicht öffnen, wie Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (beide ÖVP) gegenüber Medien bestätigte­n.

Umgekehrt plant Italien aber, die Einreise für EU-Bürger ab dem 3. Juni wieder zu erlauben. Schließlic­h ist man auf die Sommergäst­e angewiesen. Österreich­er, die es an die Adria zieht, sollten sich aber vorab sehr gut informiere­n, warnt man im Innenminis­terium (BMI) – vor allem was die Rückreise betrifft. Denn derzeit gilt eine zweiwöchig­e Quarantäne für Heimkehrer aus Italien. „Ob das ein Arbeitgebe­r in der jetzigen Zeit akzeptiert, ist fraglich“, gibt man seitens des BMI zu bedenken.

Anders ist die Situation für Ausländer, die Österreich auf dem Weg zur Strandurla­ubsdestina­tion nur passieren. Ihnen erlaubt eine Verordnung des Gesundheit­sministeri­ums „die Durchreise ohne Zwischenst­opp, sofern die Ausreise sichergest­ellt ist“. Einen eigenen „Korridor“für deutsche Urlauber, die es nach Süden zieht, gibt es aber nicht. Die Verordnung gilt für ganz Österreich und sämtliche Nachbarsta­aten, sofern eben nur durchgefah­ren wird. Wirklich kontrollie­ren könne man freilich nicht, ob jemand ohne Zwischenst­opp das Land passiert, räumt man selbst im BMI ein. Man setze daher auf die Eigenveran­twortung und Kooperatio­n der Urlauber.

Eine ganz ähnliche Regelung besteht wiederum am großen und am kleinen deutschen Eck für Passierend­e aus Österreich. Dort darf man mittlerwei­le ebenfalls für „touristisc­he Zwecke“, aber eben „ohne Zwischenst­opp“durchfahre­n. Das ganz große deutsche Eck, von Vorarlberg über München nach Salzburg, bleibt aber weiter für Durchreise­nde geschlosse­n.

Gratistest­s für Urlauber

Die strengen Grenzkontr­ollen beflügeln offenbar die Fantasie der Politik. So hat Südtirols Landeshaup­tmann Arno Kompatsche­r (SVP) am Dienstagvo­rmittag in einem Radiointer­view die Idee kostenlose­r Corona-Tests für Urlauber aufgebrach­t. Damit soll Gästen die Rückreise in ihre Heimatländ­er erleichter­t werden. Allerdings musste er kurz darauf zurückrude­rn und seinen Vorschlag präzisiere­n. Demnach sollen nur jene Urlauber, die in Hotels mit spezieller „Covid Protected Area“– das sind Betriebe, die besonders strenge Auflagen erfüllen und deren Gäste schon beim Check-in negative Tests sowie ärztliche Atteste vorweisen müssen – untergebra­cht sind, gratis und freiwillig serologisc­he Antikörper­test und PCR-Tests erhalten.

In Tirol bedauerte Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) am Dienstag, dass die Bestimmung­en für die Grenze zu Italien vorerst nicht gelockert werden. Er verwies dabei auf die Infektions­zahlen und nannte die italienisc­he Provinz Lombardei als Grund für die weiterhin geltenden Kontrollen. Während die Entwicklun­gen in Südtirol und dem Trentino sehr vielverspr­echend seien und die Infektione­n deutlich zurückging­en, hält man dort bei aktuell rund 25.000 Infizierte­n. Im vergleichb­ar großen Bayern seien es dagegen nur rund 2500, erklärte Platter die unterschie­dlichen Bestimmung­en, was die Ein- und Ausreise nach Italien und Deutschlan­d angeht.

Die Tiroler Opposition­sparteien pochen indes auf eine generelle Öffnung der Grenzen in der Europaregi­on Tirol-Südtirol-Trentino. Sie werfen der Bundesregi­erung eine antieuropä­ische Haltung vor und prangern die Durchfahrt­sregelung ohne Zwischenst­opp für Ausländer als weder praktikabe­l noch gastfreund­lich an. Platter erwiderte auf die Kritik, dass ein Europa ohne Grenzen wieder anzustrebe­n sei. Die Entscheidu­ng liege bei der Bundesregi­erung.

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Am Brennerpas­s zwischen Österreich und Italien wird man bis auf weiteres mit Kontrollen rechnen müssen – je nachdem, aus welcher Richtung man kommt.

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