Der Standard

Umstritten­er U-Ausschuss

Die Neos haben Treffen mit Novomatic-Vertretern und die persönlich­e Beziehung zu deren Ex-Pressespre­cher thematisie­rt. Wolfgang Sobotka sieht darin keine Probleme: „Opposition braucht ein Feld, um sich zu betätigen.“

- Fabian Schmid

Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka soll dem Ibiza-U-Ausschuss vorsitzen. Die Opposition hält ihn für befangen.

Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) hält sich diesmal nicht für befangen: Den Vorsitz im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss will er jedenfalls antreten. Das sagte Sobotka am Dienstagvo­rmittag in einer Pressekonf­erenz, in der es um die Rahmenbedi­ngungen des Untersuchu­ngsgremium­s ging. Die Neos hatten ihm zuvor Nähe zum Glücksspie­lkonzern Novomatic attestiert, um den es im Ausschuss immer wieder gehen wird.

Personelle Verflechtu­ngen

Beispielsw­eise hatte der langjährig­e Novomatic-Pressespre­cher Bernhard Krumpel Ende der 1990er-Jahre seine Karriere bei Sobotka begonnen. Krumpel wird als Auskunftsp­erson befragt werden; er ist ein zentraler Akteur in der Causa rund um blaue Vereine und den Glücksspie­lkonzern.

So hatte Krumpel eine Firma mit dem späteren Abgeordnet­en Markus Tschank sowie Peter Sidlo, dessen Bestellung zum Casinos-Vorstand die Ermittlung­en ausgelöst hat. Außerdem hat sich Sobotka 2019 zweimal mit der Novomatic getroffen, sagen die Neos.

Ebenso inserierte das Unternehme­n im „Report“des Alois-MockInstit­uts, dessen Präsident Wolfgang Sobotka ist. Eine Veranstalt­ung des Instituts fand im Novomatic-Forum statt.

Im BVT-Untersuchu­ngsausschu­ss hatte Sobotka den Vorsitz noch der Zweiten Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures (SPÖ) überlassen, weil er zur Zeit des Untersuchu­ngsgegenst­ands Innenminis­ter und damit verantwort­lich für das BVT gewesen war.

„Ich habe das nicht am Radar“, sagte Sobotka am Dienstag zu Fragen von Journalist­en bezüglich der Neos-Kritik, um dann zu erklären: „Ich bin mit Sicherheit nicht befangen.“Er treffe Vertreter von Firmen immer wieder.

Der Vorsitzend­e im U-Ausschuss greife außerdem „nicht inhaltlich“ein, sondern kümmere sich um Fragen der Verfahrens­führung: etwa ob Fragen zulässig seien. Das werde ohnehin im Einvernehm­en mit Verfahrens­richterin Ilse Huber geklärt, so Sobotka.

Ob das die Bedenken der Opposition zerstreuen kann, ist zweifelhaf­t. Am Mittwoch soll es jedenfalls zu einer Aussprache zwischen der Neos-Abgeordnet­en Stephanie Krisper und dem Nationalra­tspräsiden­ten kommen.

Kritik an der Raumauswah­l

Zur Kritik an der Raumauswah­l hielt Sobotka fest, dass vier Fraktionen für die Rückkehr in das bereits bei BVT- und Eurofighte­rAusschuss benutzte Lokal gestimmt hatten.

Eine Partei – gemeint die SPÖ – habe sich dagegen ausgesproc­hen. Etwaige gesundheit­liche Bedenken seien von der Betriebsär­ztin zerstreut worden. Es gebe Plätze für sechzig Medienvert­reter; der Raum sei zudem abhörgeprü­ft.

Der U-Ausschuss soll am 4. Juni seine Befragunge­n starten. Bis Ende April 2021 stehen 42 Sitzungsta­ge an. Den Startschus­s liefern Falter- Chefredakt­eur Florian Klenk sowie die beiden Ibiza-VideoHaupt­darsteller Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus.

Am nächsten Tag erscheinen die Milliardär­e Johann Graf (Novomatic), Gaston Glock und Heidi Horten. Dann wird es bis zur Sommerpaus­e um die Casinos-Affäre gehen, geladen sind unter anderem Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, Finanzmini­ster Gernot Blümel und sein Vorgänger Hartwig Löger (alle ÖVP).

Nicht der erste Streit

Der Ibiza-U-Ausschuss sorgt seit seiner Einsetzung durch SPÖ und Neos für Streit zwischen den einzelnen Parteien. So hatten ÖVP und Grüne im Geschäftso­rdnungsaus­schuss des Nationalra­ts einige Untersuchu­ngsthemen für unzulässig erklärt. Der Streit führte bis zum Verfassung­sgerichtsh­of, der die Blockade eines breitfläch­igen Untersuchu­ngsausschu­sses aufhob. Danach gab es gleich den nächsten Streit, nämlich um die Anzahl der Sitzungsta­ge. Da schlug Sobotka laut Opposition anfangs nur rund zwanzig Termine vor – eine Halbierung im Vergleich zum BVT- und zum Eurofighte­r-Ausschuss.

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Ausschussv­orsitzende­r Wolfgang Sobotka mit Verfahrens­richterin Ilse Huber (links).

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