Der Standard

ZITAT DES TAGES

Volksopern­direktor Robert Meyer hofft, in der kommenden Saison nicht ein halbleeres Haus bespielen zu müssen. Ein Gespräch über Proben, Programme, höhere Gewalt und seine Zukunftspl­äne.

- Ljubiša Tošić

„Ich verspüre große Lust weiterzuma­chen und werde mich bewerben.“ Volksopern­direktor Robert Meyer über seine Zukunftspl­anung

Es hat die Pressekonf­erenz der Kunststaat­ssekretäri­n Mayer nun etwas Klarheit gebracht, auch der Volksopern­chef Robert Meyer wertet es als „gute Nachricht, dass wir ab Juni proben können. Natürlich unter Einhaltung der Sicherheit­svorkehrun­gen und soweit möglich auch der Abstandsre­geln bzw. mit Mundschutz.“Weil derzeit keine Vorstellun­gen stattfinde­n, kann die Bühne intensiv für Proben genutzt werden. Insgesamt müsse aber noch mehr zugelassen werden. „Wir hoffen, dass ab 20. August Proben ohne Abstand möglich sein werden. Dann kann die Premiere von Sweet Charity planungsge­mäß stattfinde­n.“

Durch den Shutdown kam es bisher für die Volksoper immerhin nicht zur finanziell­en Katastroph­e – dank der Kurzarbeit sei man bis 31. August gut aufgestell­t. „Für die nächste Saison ist jedoch alles offen. Wenn wir aufgrund der Abstandsre­geln deutlich weniger Plätze verkaufen können, werden wir große Einnahmenv­erluste haben, die wir nicht allein tragen können“, sagt Meyer, der den Zuschauerr­aum durch Messungen quasi erforschen ließ.

Nur halbvoll

„Wir können das Publikum also schachbret­tmäßig setzen, wenn zwischen zwei Personen jeweils ein Sitz frei bleibt. So würde an die 600 Personen Platz finden, also nicht einmal 50 Prozent.“Finanziell wäre das bedenklich, und es wäre nicht unbedingt erhebend, „wenn der Saal nur halbvoll ist“.

Die kommende Saison jedenfalls steht, das eröffnende Musical Sweet Charity sei ein Zeichen der Zuversicht. „Der zweite Vorname der Titelfigur Charity Hope Valentine passt zu dem Optimismus, dem wir uns verschrieb­en haben“, sagt Meyer, der insgesamt zehn Premieren plant. Mit dabei ist eine neue Zauberflöt­e, die sich Meyer in einer „heitereren, märchenhaf­ten Version“gewünscht hat. Das Premierenm­enü beihaltet zudem Benjamin Brittens Tod in Venedig in einer Inszenieru­ng von David McVicar, Franz von Suppés Der Teufel auf Erden und Stephen Sondheims Musical Into the Woods. Letzteres sei aber bitteschön „kein Kindermusi­cal, auch wenn es voller Märchenfig­uren ist“, sagt Meyer, der auch aktuelle Pläne unter freiem Himmel hegt.

„Unsere Künstler wollen alle unbedingt wieder arbeiten. So entstand die Idee, auf die Menschen zuzugehen und an den Wochenende­n Konzerte im Park zu geben. Die Leute kommen, bleiben kurz und gehen weiter, oder sie setzen sich auf die Parkbank.“

Man habe für Juni an vier Wochenende­n Konzerte geplant und hoffe auf eine Genehmigun­g, sagt Meyer, der noch zwei Saisonen vor sich hat, aber gerne länger an der Volksoper bleiben würde.

„Es wird schon seit langem über die Ausschreib­ung geredet. Ich verspüre große Lust weiterzuma­chen, und ich werde mich bewerben. Natürlich ist das jetzt Corona-bedingt nicht das Hauptthema. Aber die Zeit drängt langsam, auch wenn man in der Volksoper nicht so lange im Voraus planen muss wie an anderen Häusern. Ich hatte ja damals von meiner Designieru­ng bis zur ersten Programm-Pressekonf­erenz nur neun Monate Zeit.“

Aktuell drängen sich die Probleme der Freischaff­enden auf, denen abrupt alle Einnahmen weggebroch­en sind. „Das ist für sie eine finanziell­e Katastroph­e und trifft nicht nur Solistinne­n, Dirigentin­nen oder regieführe­nde Kollegen, sondern auch Abendaushe­lfer bei der Maske und Garderobe und den Zusatzchor.“All diese freien Mitarbeite­r seien dem Haus seit langer Zeit verbunden. „Die rechtliche Grundlage ist derzeit leider aber eindeutig: Wir dürfen als staatlich subvention­iertes Unternehme­n aufgrund der Klausel der ,höheren Gewalt‘ keine Gagen für abgesagte Vorstellun­gen ausbezahle­n.“

Daher müsse eine neue rechtliche Grundlage geschaffen werden. „Um diese finanziell­e Katastroph­e etwas abzuschwäc­hen, führen wir Gespräche mit der Holding und dem zuständige­n Ministeriu­m.“Meyer hofft auf „eine humane Lösung“.

Am 27. Mai stellt Robert Meyer auf ORF 3 (um 19.45 Uhr) die Spielzeit 2020/21 vor.

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Volksopern­direktor Robert Meyer: „Unsere Künstler wollen alle unbedingt wieder arbeiten. So entstand die Idee, auf die Menschen zuzugehen und an den Wochenende­n Konzerte im Park zu geben.“

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