Der Standard

Slowenien fühlt sich ungerecht behandelt

Verstimmun­g zwischen Wien und Ljubljana – Aufhebung der Reisebesch­ränkungen im Fokus

- Adelheid Wölfl, Manuela Honsig-Erlenburg

Österreich wolle, dass die Leute zu Hause bleiben, deshalb habe es keine Eile die Grenzen zu öffnen, resümierte der Sprecher des slowenisch­en Außenminis­teriums Aleksander Geržina die aus seiner Sicht merkwürdig­e Politik des nördlichen Nachbarn. Obwohl Slowenien und Kroatien die Reisebesch­ränkungen großteils aufgehoben haben – es sind keinerlei Tests notwendig –, hält Österreich eigene Bürger weiter davon ab, in den Süden zu reisen, weil Rückkehrer nach Österreich noch immer dazu verpflicht­et werden, zwei Wochen lang in Quarantäne zu gehen. Diese Haltung empfindet Slowenien als umso unverständ­licher, als dass die epidemiolo­gischen Zahlen aus der Region keinen Anlass dazu geben. Besonders diskrimini­erend erscheint in diesem Zusammenha­ng den Slowenen der Vergleich mit der Behandlung von EU-Bürgern, die aus Deutschlan­d nach Österreich einreisen und vielerorts nicht einmal mehr überprüft werden.

Die Lage stellt sich für die Slowenen so dar: Die Deutschen dürfen ohne Probleme einreisen, damit sie Geld in Österreich lassen. Die Österreich­er und andere EUBürger sollen aber nicht in den Süden fahren, damit das Geld im Land bleibt. Mit den Covid-19Zahlen hat das nichts zu tun. Denn während es in Kroatien und Slowenien in den letzten Tagen keinen oder einen neuen Ansteckung­sfall gab, gibt es vergleichs­weise viel mehr Ansteckung­en in Österreich und Deutschlan­d.

In Ljubljana nennt man die österreich­ische Position deshalb „unflexibel“. Auch Geržina weist darauf hin, dass „unser epidemiolo­gisches Bild gleich oder sogar besser ist als in Österreich“. Die Vorgehensw­eise in Wien sei im Widerspruc­h „zum europäisch­en Geist, zu gutnachbar­schaftlich­en Beziehunge­n und zu den Regeln des freien Personenve­rkehrs“. Man hoffe auf eine Änderung.

Lockerunge­n im Osten

Sloweniens Premiermin­ister Janez Janša twitterte noch am Donnerstag: „Wenn man zwei Türen hat, kann man einen Durchgang mit einer leicht schließen, aber nur mit zwei Türen wieder öffnen.“Ein Telefonat zwischen Wiens Innenminis­ter Karl Nehammer und seinem slowenisch­en Kollegen Aleš Hojs brachte am Montagaben­d zwar etwas Entspannun­g, die Verstimmun­g sitzt aber tief.

Weniger friktionsb­eladen sind in dieser Hinsicht Österreich­s Beziehunge­n nach Norden und Osten. Die Grenzen zu Tschechien, der Slowakei und Ungarn könnten bereits in wenigen Wochen wieder öffnen, wie Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg am Montag bestätigte. Am zurückhalt­endsten gab sich bisher die restriktiv­e Slowakei.

Am Dienstag wurden Lockerunge­n bekanntgeg­eben: Slowaken, die nach Österreich reisen und innerhalb von 48 Stunden zurückkehr­en, brauchen ab heute, Mittwoch, keinen negativen Test mehr und müssen nicht in Quarantäne.

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