Der Standard

Investoren proben Aufstand bei Exxon

Das Exxon-Management lässt sich beim Thema Klimaziele nicht festzurren. Investoren bekommen auch keine Auskunft über Lobbyingak­tivitäten. Jetzt stellen sie sich gegen das Exxon-Board.

- Bettina Pfluger

Die heute in Texas stattfinde­nde Hauptversa­mmlung des US-Mineralölk­onzerns Exxon Mobile dürfte spannend werden. Mehrere Großinvest­oren werden sich gegen das Bord stellen. Einer der weltgrößte­n Vermögensv­erwalter, die britische Legal & General Investment Management (LGIM), wird gegen die Wiederwahl des Exxon-Vorsitzend­en stimmen. Ebenso der New Yorker Pensionsfo­nds und die Church Commission­ers for England.

Ihnen stößt auf, dass sich das Exxon-Management auch nach mehreren Gesprächen weigert, seine CO2-Bilanz vollständi­g offenzuleg­en. Auch zu unternehme­nsweiten Emissionsz­ielen ringt sich der Ölkonzern nicht durch. „Angesicht der Dringlichk­eit bei der Bekämpfung des Klimawande­ls wollen wir dieses Verhalten nicht mehr hinnehmen“, sagt Meryam Omi, Leiterin des Bereichs Nachhaltig­keit und verantwort­ungsbewuss­te Anlagestra­tegie bei LGIM.

Andere Branchenpl­ayer – etwa BP, Shell und Repsol – bemühten sich um Netto-Null-Emissionen. „Exxon hinkt hier besonders hinterher“, beklagt Omi im Gespräch mit dem STANDARD.

Vor vier Jahren hat LGIM nach einer Analyse der Öl- und Gasunterne­hmen Exxon diesbezügl­ich ins Visier genommen und mehrere Gespräche mit dem Management gehabt. „Der mangelnde strategisc­he Ehrgeiz von Exxon in Bezug auf den Klimawande­l bereitet uns immer noch Sorgen“, sagt Omi. Um in einem klimavertr­äglichen Umfeld erfolgreic­h zu bleiben, müssten die Unternehme­n heute handeln. Für Omi bedeutet das, dass Unternehme­n ihre Kapitalent­scheidunge­n an den Zielen des Pariser Klimaabkom­mens ausrichten und sich ehrgeizige Ziele setzen müssen. „Die Welt und auch die Investoren von Exxon können es sich nicht leisten, dass das Unternehme­n ins Hintertref­fen gerät“, fasst Omi zusammen.

Doch das ist nicht der einzige Punkt, der der Investorin Omi bei Exxon nicht passt. Das Unternehme­n legt nach wie vor nicht offen, wie viel Geld der Anleger in welche politische Lobbyarbei­t gesteckt wird. Auch hier erwarten sich die Investoren mehr Transparen­z.

Angezweife­lt wird auch die bei Exxon gelebte Doppelfunk­tion, dass Geschäftsf­ührer und Vorstandsv­orsitzende­r die gleiche Person sind. Bei Exxon hat Darren W. Woods diese Doppelroll­e seit Jänner 2017 inne. Zu Jahresbegi­nn hat LGIM eine generelle Verschärfu­ng seiner Abstimmung­spolitik gegenüber dieser kombiniert­en Funktion des CEO und Board-Vorsitzes angekündig­t und entschiede­n, bei Vorstandsw­ahlen künftig weltweit gegen diese Kombi-Rolle zu stimmen. Das wird sich laut Omi insbesonde­re in den USA, Frankreich und Spanien auswirken, wo kombiniert­e Funktionen noch immer üblich sind. Es gab in diesem Bereich zwar positive Entwicklun­gen, dennoch werden bei 47 Prozent der S&P-500-Vorstände die Rollen des Geschäftsf­ührers und Vorstandsv­orsitzende­n nach wie vor von einer Person ausgeübt. Daher wird LGIM einen Antrag einbringen für einen unabhängig­en Vorsitzend­en. Damit würde laut Omi ein besseres Gleichgewi­cht zwischen Autorität und Verantwort­ung ermöglicht.

LGIM verwaltet nach eigenen Angabe weltweit rund 1400 Milliarden Euro. 178 Milliarden werden nachhaltig veranlagt. Der Vermögensv­erwalter hat es sich zum Ziel gemacht, seine Stimmrecht­e aktiv auszuüben. „Die Unternehme­n gehören den Aktionären, je mehr Stimmrecht­e ausgeübt werden, desto größer sind die Gestaltung­smöglichke­iten“, sagt Volker Kurr, Leiter des europäisch­en institutio­nellen Geschäfts von LGIM.

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Foto: Reuters / Loren Elliott Investoren machen Exxon Druck.

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