Der Standard

Corona? Für Helga Rabl- Stadler kein Hindernis. Sie hat die Salzburger Festspiele wieder einmal gerettet.

- Stephan Hilpold

Es hätte der glanzvolle Abschluss einer Ära werden sollen. Seit 25 Jahren ist Helga Rabl-Stadler Präsidenti­n der Salzburger Festspiele. Als Kulturnovi­zin, Modehausbe­sitzerin, Wirtschaft­skämmerin und ÖVP-Politikeri­n war sie 1995 in das Amt gehievt worden. Nach schwierige­n Anfangsjah­ren und fünf Vertragsve­rlängerung­en wäre die dann 72-Jährige mit dem Ende der Jubiläumsf­estspiele aus dem Amt geschieden.

Doch aus den Jubiläumsf­estspielen wird in der ursprüngli­ch geplanten Form nichts. Statt 200 Veranstalt­ungen sollen zwar immerhin 90 stattfinde­n, die größeren Produktion­en wie der Don Giovanni von Romeo Castellucc­i und Teodor Currentzis oder Martin Kušejs Inszenieru­ng der Maria Stuart werden ins kommende Jahr verschoben. Und der Abgang von RablStadle­r? Er steht in den Sternen. Schließlic­h werden die Jubiläumss­piele auch um ein Jahr verlängert.

Eine Verlängeru­ng von Rabl-Stadlers Vertrag wäre so etwas wie eine Belohnung für ihre Mühen, ja vielleicht Qualen, der letzten Monate. Während andere Festivals recht rasch nach dem Ausbruch von Corona die Flinte ins Korn schmissen, hielten Rabl-Stadler und die Festspiele an ihrem Dreistufen­plan fest. Sichtlich bewegt und wildentsch­lossen verteidigt­e die gebürtige Salzburger­in ihre Festspiele auch dann noch, als viele über diese Starrköpfi­gkeit nur noch den Kopf schüttelte­n. Umso größer Rabl-Stadlers Freude nach der Verkündigu­ng der Lockerunge­n am Montag: Sie sehe sich als „Eisbrecher­in für die ganze Branche“, sagte sie im Kulturmont­ag.

Die Rolle als Krisenmana­gerin ist der Tochter von Ex-ORF-Generalint­endant Gerd Bacher und geschieden­en Frau des ehemaligen KurierChef­s Peter Rabl – mit ihm hat sie zwei Söhne – nicht fremd: ob im Skandal rund um die Osterfests­piele 2009 und einen Rechnungsh­ofbericht, der in Folge veröffentl­icht wurde, oder im Infight mit Intendante­n wie Gerard Mortier oder Alexander Pereira. Wenn andere untergriff­ig werden, wahrt Rabl-Stadler die Contenance. Springt ein Sponsor ab, ist sie am nächsten dran. Und wenn das Geld knapp wird, steht sie bei den Politikern auf der Matte. Legendär etwa ihr Einsatz um die Finanzieru­ng des Hauses für Mozart.

Wie kaum jemand sonst steht RablStadle­r für die Vermählung von Kultur und Geld. Auch wirtschaft­lich scheint man für die Krisenfest­spiele 2020 einen Weg gefunden zu haben. Die Präsidenti­n hat es wieder einmal hingekrieg­t.

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Foto: APA Präsidenti­n Helga Rabl-Stadler kämpft für „ihre“Festspiele.

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