Der Standard

Verhalten positive Reaktionen auf von der Leyens Plan

Italien freut sich auf in Aussicht gestellte Zuschüsse

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Ursula von der Leyen hatte „ihr“Hilfsprogr­amm für die von der Corona-Krise so arg gebeutelte­n Länder noch gar nicht offiziell präsentier­t, da freute sich schon Italiens Ministerpr­äsident Giuseppe Conte über „sehr gute Signale“aus Brüssel. „Die EU geht in die Richtung, die Italien gezeigt hat“, kommentier­te der parteiunab­hängige Regierungs­chef und Rechtsprof­essor auf Facebook. „Wir sind als Visionäre bezeichnet worden“, schrieb Conte; nun aber scheine Italiens Forderung nach Zuschüssen statt Krediten realisierb­ar zu sein.

Eines der Länder, das absolut gegen (nichtrückz­ahlbare) Zuschüsse aus dem EU-Topf war, sondern für (sehr wohl zurückzuza­hlende) Kredite eintrat, war Österreich. Doch auch von hier gab es am Mittwochna­chmittag eher positiv gestimmte Reaktionen. Die ÖVP-EU-Delegation sprach von einer „guten Grundlage“– man werde man aber über den Aufteilung­sschlüssel von Zuschüssen und Krediten verhandeln müssen.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron unterstütz­te den Von-der-Leyen-Plan und sprach von einem „essenziell­en Tag für Europa“. Den Erfolg wollte er sogleich für sich und Angela Merkel verbuchen: „Das deutsch-französisc­he Abkommen hat diesen Fortschrit­t ermöglicht. Wir müssen schnell handeln und ein ehrgeizige­s Abkommen mit allen unseren europäisch­en Partnern verabschie­den.“

Genau an dieses hohe Tempo glauben die Niederland­e nicht – gemeinsam mit Österreich, Dänemark und Schweden Teil der von manchen als die „Sparsamen Vier“, von anderen als die „Geizigen Vier“titulierte­n Ländergrup­pe. Es sei schwer vorstellba­r, dass der Vorschlag der EU-Kommission­spräsident­in – 750 Milliarden Euro Schulden, von denen 500 Milliarden als Zuschüsse und 250 Milliarden als Kredite verwendet werden sollen – am Ende der Verhandlun­gen auch angenommen werde. Es brauche eine einstimmig­e Entscheidu­ng der 27 Mitgliedst­aaten. „Die Verhandlun­gen werden viel Zeit brauchen“, sagte ein niederländ­ischer Diplomat zur Presseagen­tur dpa.

Mehr Lockerunge­n kommen

Mit Freitag will Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) indes für Österreich eine „neue Phase“im Kampf gegen das Coronaviru­s einläuten. Es soll künftig mehr „auf Eigenveran­twortung“gesetzt werden und nur noch „wenige, aber klare Regeln“geben. Das sagte Kurz nach einer Videokonfe­renz mit den Premiermin­istern von Australien, Israel, Dänemark, Tschechien, Norwegen, Neuseeland, Singapur, Griechenla­nd und Costa Rica – Ländern, die in der Krise „smart“agiert hätten.

Natürlich diktiert die CoronaKris­e auch der deutschen Kanzlerin Angela Merkel die Agenda für „ihre“EU-Ratspräsid­entschaft ab 1. Juli. „Die Fragen zur Erholung der europäisch­en Wirtschaft und zum mehrjährig­en Finanzrahm­en waren daher Hauptpunkt­e des heutigen Austausche­s“, erklärte ihr Sprecher Steffen Seibert nach einem Videotelef­onat der Kanzlerin mit den Spitzen des EU-Parlaments. Doch Merkel will auch ihre ursprüngli­ch geplanten Vorhaben nicht aus den Augen lassen: Klimafrage­n werde man „genauso auf der Tagesordnu­ng haben“. (red)

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