Der Standard

Ein Budget für das Altpapier

SPÖ prangert Verfassung­swidrigkei­t des Haushalts an

- Nina Weißenstei­ner

Zweiter Tag der Budgetdeba­tte im Nationalra­t, neue Aufregung: Die rot-blau-pinke Opposition war am Mittwochvo­rmittag nach wie vor empört, dass Türkis-Grün am Donnerstag den durch die Corona-Misere veralteten Haushaltsp­lan für 2020 von Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) beschließe­n will.

Am Rande der Budgetdeba­tte des Nationalra­ts legten SPÖ-Vizeklubch­ef Jörg Leichtfrie­d und der rote Budgetspre­cher Kai Jan Krainer ein Gutachten des Verfassung­sexperten Karl Stöger von der Universitä­t Graz vor, das begründet, warum die Vorgangswe­ise von Minister Blümel nicht verfassung­skonform sei.

Erstens habe in einem Finanzplan „Budgetwahr­heit“zu herrschen. Das bedeute: Dort hätten richtige statt falsche Zahlen zu stehen, wie Blümel selbst zugegeben habe. Zweitens gelte der Grundsatz der Budgetklar­heit. Das heißt wiederum: Alles, was man zum jetzigen Zeitpunkt an Einnahmene­ntfall und Ausgabenme­hraufwand wegen der Pandemie schon wisse, sei ins Budget auch einzupreis­en, also detaillier­t anzuführen.

Daraus folgern Leichtfrie­d und Krainer: Die Hilfspaket­e, die die

Regierung permanent in Pressekonf­erenzen ankündige, seien im Budget darzustell­en. Da die Koalition diese Vorgaben verletze, sei der Haushaltsp­lan ein Fall fürs Altpapier, erklärte Krainer, und mehr noch: Weil Blümels Budget daher quasi verfassung­swidrig sei, hätten „wir dann auch den Salat, dass die Hilfsgelde­r wackeln“.

Nach Brüssel habe Blümel schon per 30. April gemeldet, mit welchen Ausfällen und Ausgaben er wegen des Virus rechne – doch bis heute habe sich der türkise Finanzmini­ster geweigert, die Zahlen dem Parlament vorzulegen.

Krainer will sich den von Blümel bereits angekündig­ten Abänderung­santrag nun genau ansehen – dass es zu diesem kommt, sieht die SPÖ als ihr Verdienst. Im Finanzmini­sterium sieht man das alles freilich anders, dort wurden ebenfalls Fachleute rund um das eigene Vorgehen vorgeschic­kt.

Blümel gesprächsb­ereit

Blümel selbst gab sich gesprächsb­ereit. Wenn die Kritik sachlich gerechtfer­tigt sei, wolle er darauf eingehen, versichert­e er. Nachsatz: Es sei „nur in den letzten Tagen etwas schwierig geworden, prinzipiel­le Opposition­skritik von sachlicher Kritik zu unterschei­den.“

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