Der Standard

Rettungssc­hirm wird weiter geflickt

Die Regierung hat den Härtefallf­onds erneut adaptiert, Anspruchsb­erechtigte sollen mindestens tausend Euro pro Monat erhalten – auch rückwirken­d. Teilzeitge­hälter sollen durch den „Neustartbo­nus“aufgebesse­rt werden.

- Nora Laufer

Man wolle besser werden und dort helfen, wo der Schuh drückt. Dieses Verspreche­n äußerten Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) und Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) am Mittwoch in einer Pressekonf­erenz zum Corona-Rettungssc­hirm. Dass der Schuh ordentlich drückt, hat der Unmut unter Selbststän­digen in den vergangene­n Wochen deutlich gezeigt. Das Geld sei zu wenig, der Prozess zu bürokratis­ch, die Auszahlung dauere zu lange, so das Feedback aus Unternehme­rkreisen. Dieses will die Regierung nun verstanden haben und hat – ein weiteres Mal – den Härtefallf­onds adaptiert. Für Kleinstunt­ernehmer soll es ab sofort mehr Geld geben.

In einem ersten Schritt wird der Betrachtun­gszeitraum für die zweite Phase des Fonds ausgeweite­t. Zuletzt konnten Unternehme­r drei aus sechs Monaten aussuchen, in denen sie die Hilfsgelde­r beanspruch­en möchten. Nun können sechs aus neun Monaten ausgewählt werden – die Frist wird also bis Mitte Dezember verlängert. Zudem erhalten Antragsber­echtigte mindestens 500 Euro pro Monat. Das war bisher nicht der Fall: Rund 4.000 Unternehme­r haben in der Vergangenh­eit weniger erhalten. Die Summe wird für sie rückwirken­d aufgestock­t, heißt es aus dem Finanzmini­sterium.

Zu den 500 Euro gibt es monatlich – und zwar für alle sechs möglichen Beantragun­gszeiträum­e – zusätzlich­e 500 Euro als „Comeback-Bonus“für Antragsber­echtigte. Auch dieser soll rückwirken­d an jene Menschen ausgezahlt werden, die bereits Geld aus dem Härtefallf­onds erhalten haben. Wann genau die rückwirken­de Auszahlung erfolgen werde, wusste man im Ministeriu­m nicht genau. Wahrschein­lich aber mit der Überweisun­g der nächsten Härtefall-Tranche – das wäre dann

Mitte Juni. Die rückwirken­de Auszahlung erfolgt demnach automatisc­h, es müssen keine neuen Anträge gestellt werden.

Insgesamt erhöht sich die maximale Unterstütz­ung laut Kogler damit auf 15.000 Euro, Unternehme­r sollen in der zweiten Phase aber mindestens 6000 Euro aus dem Topf bekommen. Dieser wird vorerst nicht weiter aufgestock­t, von den zwei Milliarden seien bisher erst 201 Millionen Euro ausgezahlt worden, hieß es am Dienstag. Der Härtefonds könne sich nun „sehen lassen“, so Kogler.

Neuigkeite­n gibt es auch im Bereich des Fixkostenz­uschusses. Die Mittel aus dem Topf sollen nun doch früher ausbezahlt werden. Laut Blümel würde die erste Hälfte des Zuschusses nach rund zehn Werktagen auf dem Konto der Antragstel­ler landen.

Auch für Angestellt­e und Arbeitgebe­r wurde am Mittwoch ein neues Paket vorgestell­t. Mit dem Neustartbo­nus – nicht zu verwechsel­n mit dem Comeback-Bonus – sollen zusätzlich­e Arbeitsplä­tze geschaffen werden. Viele Arbeitgebe­r könnten Angestellt­e aufgrund der geringen Auslastung nicht Vollzeit beschäftig­en, sagte Arbeitsmin­isterin Christine Aschbacher (ÖVP). Daher können Teilzeitge­hälter künftig über das AMS aufgestock­t werden. Arbeitnehm­er sollen 80 Prozent des VollzeitNe­ttoeinkomm­ens vor Arbeitslos­igkeit erhalten. Das Mindeststu­ndenausmaß beträgt demnach 20 Wochenstun­den, die Förderdaue­r ist auf maximal 28 Wochen beschränkt.

Durch die Maßnahme will die Regierung laut der ÖVP-Politikeri­n 15.000 Arbeitsplä­tze schaffen. Der Arbeitnehm­er sei durch den Bonus nicht dazu verpflicht­et, auch 80 Prozent zu arbeiten, heißt es aus dem Kabinett Aschbacher.

Großer Bedarf herrsche vor allem in der Gastronomi­e und im Tourismus. Der Bonus kann laut Ministeriu­m von allen Arbeitssuc­henden, die freiwillig einen Job annehmen, beantragt werden. „Die Förderlogi­k knüpft am Kombilohn an und gilt daher für Arbeitnehm­er, die in einen anderen Job wechseln und jetzt weniger verdienen“, teilte ein Sprecher dem STANDARD mit. Die Mittel für den Bonus würden aus dem laufenden Budget gedeckt werden, hieß es weiter.

 ??  ?? Die Regierung will aus den Mängeln des Härtefonds gelernt haben – nun gibt es Änderungen.
Die Regierung will aus den Mängeln des Härtefonds gelernt haben – nun gibt es Änderungen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria