Der Standard

Bundesländ­er wollen die Maskenpfli­cht entschärfe­n

Landeshaup­tleute Kaiser und Stelzer schnüren Paket für regionale Lockerunge­n – Wiens Bürgermeis­ter Ludwig unterstütz­t Initiative

- Walter Müller

Nach den Wochen mannigfalt­iger Einschränk­ungen hat der öffentlich­e Druck auf die Bundesregi­erung, die Corona-Regeln wieder zu lockern, erheblich zugenommen. Vor allem aus jenen Ländern, die zuletzt sinkende Infektions­zahlen aufwiesen, werden Stimmen laut, es müssten regionale Spielräume für Erleichter­ungen geschaffen werden. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat nun angekündig­t, das Corona-Regelwerk bundesweit entspreche­nd zurückzufa­hren.

Der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) wird zudem gemeinsam mit dem aktuellen Vorsitzend­en der Landeshaup­tleutekonf­erenz, Oberösterr­eichs Thomas Stelzer (ÖVP), ein regionales Covid-19-„Lockerungs­papier“erarbeiten. Dabei werde, präzisiert Peter Kaiser, vor allem der Faktor „Eigenveran­twortung“eine zentrale Bedeutung bekommen.

Kaiser ist wie Stelzer der Meinung, dass vor allem die Maskenpfli­cht gelockert, wenn nicht gar fallengela­ssen werden sollte. „Die Maske“, sagt Kaiser, „soll weitgehend durch ein gerüttelt Maß an Selbstvera­ntwortung ersetzt werden.“Bei Veranstalt­ungen und in der Gastronomi­e, in Restaurant­s und Cafés könnte es hier deutliche Erleichter­ungen, samt Erweiterun­g der Öffnungsze­iten, geben. Beibehalte­n werden soll eine Abstandsre­gel. Speziell im Schulberei­ch sollen die „leidenden“Kinder, so Kaiser, von der Maskenpfli­cht befreit werden. Schwimmkur­se und Sportstund­en – möglichst im Freien – sollten wieder eingeführt werden.

Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) stellt sich zumindest nicht gegen die Bemühungen um regional unterschie­dliche Lockerunge­n. „Ich kann mir das prinzipiel­l gut vorstellen“, sagte Ludwig am Donnerstag in einer Pressekonf­erenz. Allzu starke Differenzi­erungen halte er aber für problemati­sch. Es müsse etwa auch der Bundesländ­ergrenzen überschrei­tende Pendlerver­kehr berücksich­tigt werden. Zudem sei klarzustel­len, dass die Bundesregi­erung, gestützt auf ihre Krisenstäb­e, die Letztveran­twortung trage. Das will auch Kärntens Landeshaup­tmann Kaiser unterstric­hen wissen.

Man habe sich jedenfalls auf Ländereben­e darauf verständig­t, sagt Ludwig, dass Stelzer – als Vorsitzend­er der Landeshaup­tleutekonf­erenz – und Kaiser einen Vorschlag entwickeln werden. „Das, was jetzt vorbereite­t wird, wird meine Unterstütz­ung finden“, versichert­e der Wiener Stadtchef.

Anschober mahnt

Dass sich Kaiser und Stelzer vordringli­ch um Lockerunge­n bemühen, liegt wohl auch an den positiven Entwicklun­gen in diesen Ländern. Seit einigen Wochen sind die Infektions­zahlen stabil, Oberösterr­eich zählt derzeit etwa nur noch 23 Erkrankte.

„Wir haben schon seit geraumer Zeit in einigen Bundesländ­ern – auch in Oberösterr­eich – Gott sei Dank ganz wenige Erkrankung­sfälle“, sagte Stelzer gegenüber Radio Oberösterr­eich. „Daher glaube ich, dass unsere Landsleute eigenveran­twortlich mit dieser Situation umgehen können und nicht mehr so viele unterschie­dliche

Regelungen brauchen.“Daher könne es in einigen Bereichen Lockerunge­n geben.

Aus seiner Sicht wären diese Erleichter­ungen ab sofort vertretbar. „Vielleicht gelingt es ja auch, dass bundesweit einige dieser Schritte als Lockerunge­n kommen.“

Kärnten ist ohnehin ein Spezialfal­l. Das Bundesland ist seit langem „Covid-19-Schlusslic­ht“. Zuletzt wurde nur noch eine Neuinfekti­on gezählt, aktuell stehen in Kärnten drei neue Fälle in der Statistik. Diese wurden „von außen“ins Land getragen.

Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) mahnt jedoch noch zur Vorsicht. „In einem kleinen Land wie Österreich gibt es große Frequenzen zwischen den Bundesländ­ern“, diese seien ja nicht abgegrenzt, sagte Anschober in einem Pressestat­ement.

So gebe es auch „Menschen, die aus belasteter­en Gebieten nach Kärnten fahren“. Er warte jedoch die Vorschläge der Bundesländ­er ab.

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Foto: Imago Länderpoli­tiker wollen die Masken nun länger auslüften.

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