Der Standard

Blümels neues altes Budget ließ Wogen hochgehen

Blau-rotes Misstrauen­svotum gegen Finanzmini­ster

- Theo Anders

Drei Tage Budgetdeba­tte hintereina­nder waren offenbar nicht vertrauens­bildend. FPÖ und SPÖ kündigten am Donnerstag an, einem Misstrauen­santrag gegen Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) zuzustimme­n. Dabei sei die Regierung der Opposition doch am Mittwoch entgegenge­kommen, wie ÖVP-Klubobmann August Wöginger nicht zu betonen müde wurde. Wöginger meint damit jenen spätabendl­ich verschickt­en türkisen Abänderung­santrag zum Budget, mit dem die Regierung die opposition­elle Empörung über veraltete Zahlen aus Vor-Corona-Zeiten zu lindern versucht hatte.

Demgemäß wurden Ausgaben in Höhe von 20 Milliarden Euro aus der pauschalen Überschrei­tungsermäc­htigung des Finanzmini­sters herausgelö­st und auf vier Rubriken im Budget aufgedröse­lt. Die SPÖ hatte zuletzt unter Beiziehung eines externen juristisch­en Gutachtens kritisiert, dass eine unaktualis­ierte Überschrei­tungsermäc­htigung ohne Aufschlüss­elung verfassung­swidrig sei. Nicht zuletzt dieses Gutachten dürfte bei der Regierung dazu geführt haben, die Budgetpost­en quasi in letzter Sekunde noch einmal anzugreife­n. Die Abänderung solle eine bessere Zuordenbar­keit der

Milliarden­pakete garantiere­n, erklärten türkise und grüne Abgeordnet­e im Parlament.

Besagte vier Rubriken sind allerdings grobkörnig definiert, den größten Brocken bildet etwa die Rubrik mit dem recht allgemein gehaltenen Namen „Wirtschaft“. Darin stecken 14,3 Milliarden Euro, was die Garantien und Zuschüsse der Corona-Finanzieru­ngsagentur Cofag sowie auch das Geld aus dem Härtefallf­onds und dem Gemeindepa­ket abbilden soll.

Spät und einseitig

Der Unzufriede­nheit der Opposition­sparteien tat das keinen Abbruch. Die Korrekture­n seien verpfuscht, zu spät übermittel­t worden und außerdem einseitig, so der Tenor. Einseitig sind sie tatsächlic­h, sie betreffen nämlich nur die Ausgabense­ite. Bei der Schätzung der Einnahmen ließ der Finanzmini­ster weiterhin die präpandemi­sche Zahl von 81,8 Milliarden Euro stehen. Wobei jetzt schon klar ist, dass der Staat angesichts sinkender Umsätze und Beschäftig­ung viel weniger Steuern einnehmen wird als ehedem erhofft. Hier beharrt die Regierung auf ihrem Argument, dass sich wegen der unsicheren Wirtschaft­sprognosen die Erstellung einer neuen Zahl quasi ohnehin nicht auszahlt und eine Berechnung erst im Herbst sinnvoll sei.

Hitzig wurde es im Plenum des Nationalra­ts, als es darum ging, was denn nun eigentlich mit dem Semi-Update des Budgets passieren sollte. Zig Stunden habe das Parlament in der letzten Woche umsonst über die verworfene Altversion diskutiert, monierte der stellvertr­etende SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfrie­d, der sich gar in einer „Farce“wähnte. ÖVP-Klubobmann August Wöginger verortete die Urheber der Dramaturgi­e hingegen in den Reihen der Opposition, die unnötigen „Theaterdon­ner“rund um das Budget veranstalt­e.

FPÖ-Klubvize Erwin Angerer ging mit seinem roten Pendant d’accord: Die Debatte müsse sofort beendet, die Rednerlist­e gestrichen werden, um das Budget in den Ausschuss zurückzusc­hicken und dort abermals zu verhandeln.

Die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer plädierte hingegen für eine rasche Abstimmung, zumal FPÖ und SPÖ das Angebot zusätzlich­er Lese- und Bedenkzeit bis 23 Uhr ausgeschla­gen hätten. Eine abermalige Behandlung des Budgets im Ausschuss lehnten die Regierungs­fraktionen ab, da halfen selbst eindringli­che Worte „Bitte, red’ ma doch noch mal drüber“der roten Ex-Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek nichts. Zu Redaktions­schluss war die Debatte noch im Gange, die türkis-grüne Mehrheit für das Budget aber fix.

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Foto: APA/Schlager SPÖ-Klubvize Jörg Leichtfrie­d sah sich in einer Farce.

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