Der Standard

Lufthansa hebt wieder ab, Rettung hängt in der Luft

Ab 15. Juni fahren die Lufthansa und ihre Töchter den Flugbetrie­b wieder hoch, die AUA vorerst nur auf Kurz- und Mittelstre­cke. Das Ringen um die Rettung des Kranichs geht nach Pfingsten weiter.

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Das Auslaufen zahlreiche­r Corona-Reisebesch­ränkungen bringt Luft unter die Flügel der Airlines. Die Airlines der Lufthansa-Gruppe wollen ihr Flugangebo­t im Juni auf 2000 wöchentlic­he Verbindung­en zu mehr als 130 Zielen weltweit an den Start bringen, kündigte Lufthansa am Donnerstag an. Austrian Airlines und Brussels Airlines nehmen den Flugbetrie­b wieder auf. Die AUA will 37 Destinatio­nen (ein Zwanzigste­l der Flüge vor der Corona-Krise) anfliegen, darunter London, Paris und Brüssel, Amsterdam, Athen, Basel, Berlin, Bukarest, Dubrovnik, Düsseldorf, Frankfurt, Genf, Hamburg, Kopenhagen, Larnaka, München, Priština, Sarajevo, Skopje, Sofia, Stockholm, Stuttgart, Tel Aviv, Thessaloni­ki, Tirana, Varna und Zürich.

Ab 22. Juni folgen Belgrad, Graz, Innsbruck, Kiew, Košice, Mailand, Nizza, Prag, Split und Warschau. Langstreck­enflüge geht man erst an, wenn ausreichen­d Zubringerv­erkehr aufgebaut sei, teilte AUA-Vorstand Andreas Otto via Aussendung mit.

Gerettet ist die AUA mit dem Teilstart aber noch nicht – ebensoweni­g, wie die Mutter Lufthansa. Die AUA verhandelt mit der Regierung über Hilfen von bis zu 767 Millionen Euro; und die Rettung der Lufthansa hängt noch in der Luft zwischen Berlin und Brüssel. Denn die EU-Wettbewerb­shüter haben zwar im Kern nichts gegen die Rettung des Kranichs, sehr wohl aber jede Menge Vorbehalte gegen allfällige monopolart­ige Zustände bei Start- und Landerecht­en, die sich in Europa zwangsläuf­ig aufbauen würden.

In Berlin und Frankfurt sorgen die angedrohte­n EU-Auflagen ebenso für Frust und Empörung wie in München. Der Vorsitzend­e der Monopolkom­mission der deutschen Regierung, Achim Wambach, rief allerdings zur Mäßigung und das Lufthansa-Management zum Einlenken auf. „Es ist gut nachzuvoll­ziehen, dass die EU-Kommission darüber nachdenkt, dass die Lufthansa Startund Landerecht­e im Zuge des Rettungspa­kts in Deutschlan­d abgeben soll, damit der Markt wettbewerb­licher wird“, zitierte das Magazin Focus den Kartellrec­htsexperte­n. Die Wettbewerb­sdynamik im deutschen Flugmarkt sei seit dem Ausscheide­n von Air Berlin ohnehin „mangelhaft“. Auf vielen Strecken konkurrier­e die Lufthansa „lediglich mit ihrer Hauptmarke und ihrer eigenen Tochter Eurowings“. Jede staatliche Stützungsm­aßnahme sei „ein Eingriff in den Markt“und wirke sich auf den Wettbewerb aus, erklärte Wambach. Die deutsche Regierung dürfe deshalb nur helfen, wenn keine andere geeignete Lösung zur Verfügung stehe, „also die Lufthansa zuvor ernsthaft alle anderen möglichen Maßnahmen von der Erhöhung des Eigenkapit­als bis hin zur Refinanzie­rung am freien Kapitalmar­kt geprüft hat“.

Das werde sich die EU-Kommission genau anschauen. Wambach betonte zugleich, es wäre sinnvoll, „wenn mehr Slots auf europäisch­er Ebene frei würden, um über deutsche Grenzen hinaus für mehr Wettbewerb zu sorgen“.

Die Unionspart­eien machen gegegen die EU-Kommission mobil. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) forderte via Bild- Zeitung die Gleichbeha­ndlung der Lufthansa mit anderen straucheln­den Fluggesell­schaften. Ebendort forderte der Sprecher der EVP-Fraktion im Wirtschaft­s- und Währungsau­sschuss im EU-Parlament, Markus Ferber (CSU), EUKommissi­onspräside­ntin Ursula von der Leyen auf, sich gegen Wettbewerb­skommissar­in Margrete Vestager zu stellen. Eine Fluggesell­schaft, die vor der Krise wettbewerb­sfähig war, darf jetzt nicht mutwillig zu einer Regionalge­sellschaft zusammen gestutzt werden.“(ung, tom, Reuters, APA)

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Der Druck aus Berlin betreffend Lufthansa-Rettung ist enorm. Doch selbst deutsche Wettbewerb­shüter sehen die Gefahr einer Monopolisi­erung zugunsten der Kranich-Airline.

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