OMV-Chef ist ATX- Gagenkaiser
Mit einem Salär von 7,24 Millionen Euro führt Rainer Seele das Gehälterranking an, das die Arbeiterkammer erstellt hat. Bonuszahlungen stehen aktuell jedoch in der Kritik.
Im Vorjahr war noch alles gut. Oder zumindest wie gewohnt. Das zeigt ein Blick auf die Gehälter, die Manager der im heimischen Leitindex ATX notierten Unternehmen ausbezahlt bekommen haben. Gehaltskaiser 2019 war Rainer Seele, Vorstandsvorsitzender der OMV, mit Bezügen von 7,24 Millionen Euro. Das ist ein Zuwachs beim Gehalt um 56,1 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Zurückzuführen ist der Anstieg unter anderem auf die Übernahme der interimistischen Leitung des Vorstandsbereichs „Marketing und Trading“seit 1. Juli 2019, wofür Seele eine Funktionszulage von mehr als einer Million Euro zugesprochen wurde.
Auf Platz zwei landet der Vorstandschef von Mayr-Melnhof, Wilhelm Hörmanseder, mit 5,32 Mio. Euro (plus 27,0 Prozent), was auf deutlich höhere variable Vergütungsbestandteile zurückzuführen ist. Platz drei geht an Anas Abuzaakouk, Chef der Bawag, mit einem Verdienst von 4,92 Mio. Euro (minus 26,2 Prozent).
Die Einkommen hat die Arbeiterkammer Wien mit der Studie „Vorstandsvergütungen in den
ATX-Unternehmen“zusammengestellt. Dafür wurden die veröffentlichten Jahresfinanzberichte als Grundlage genommen.
Im Vorjahr hatte noch der Bawag-Chef das Ranking angeführt. Sein Einkommensrückgang ist auf den freiwilligen Bonusverzicht für 2019 zurückzuführen, mit dem Abuzaakouk „dem aktuellen makroökonomischen Umfeld Rechnung tragen“will.
17 von 20 ATX-Unternehmen (es fehlen AT
& S, Do & Co und Voestalpine, weil ihr Bilanzstichtag erst am 31. März 2020 ist) sind in die Erhebung der Arbeiterkammer eingeflossen. Die Vorstände der untersuchten Gesellschaften erreichen im Schnitt ein Gehalt von 1,86 Millionen Euro – das ist das 57-Fache eines mittleren Einkommens in Österreich und der zweithöchste Wert seit Beginn der AK-Erhebungen im Jahr 2003. Der bisherige Spitzenwert wurde 2018 erreicht. Damals verdienten die Vorstände im Schnitt mit 2,04 Mio. Euro das 64Fache eines durchschnittlichen Beschäftigten.
Die Gagen der Spitzenverdiener stehen heuer besonders im Fokus. Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft stark getroffen, 1,3 Millionen Arbeitnehmer wurden in Kurzarbeit geschickt, das Land zählt mehr als eine halbe Million Arbeitslose. „Fast die Hälfte der Vergütung, exakt 48,9 Prozent, stammt aus der variablen Komponente, also der klassischen Bonuszahlung“, sagt Christina Wieser, AK-Betriebswirtin und Studienautorin.
Rainer Seele hat im Vorjahr als OMV-Boss von den Chefs der im ATX notierten Unternehmen am meisten verdient.
Die Arbeiterkammer fordert, dass Unternehmen, die auf staatliche Unterstützung zurückgreifen, auf mindestens 50 Prozent der Bonuszahlungen aus dem Vorjahr für das Management verzichten müssen. Zudem sollen Unternehmen, an denen sich der Staat mittels Eigenkapital beteiligt, für die Dauer dieser Beteiligung die Höhe der Vorstandsvergütungen beschränken (auf 500.000 Euro) sowie Bonuszahlungen verbieten.
Wieser weist hier auf die Zeit nach der Finanzkrise 2008/2009 hin: 2009 lag der Anteil des fixen Teils am Gehalt plötzlich bei 60,4 Prozent, 2008 waren es noch 46,6 Prozent. „Dies lässt die Interpretation zu, dass sinkende Bonuszahlungen mit einer Anhebung der Fixvergütung kompensiert wurden“, sagt Wieser. So habe das Management auch in den Krisenjahren trotz Personalabbau und Kurzarbeit gut verdient. Diese Fehler dürften nicht wiederholt werden.
Die 17 ATX-Unternehmen haben 2019 in Summe einen Umsatz von 80,6 Mrd. Euro (plus 4,6 Prozent) erwirtschaftet, rund 265.000 Mitarbeiter beschäftigt und wurden von 67 Vorständen geleitet.