Der Standard

Naomi Osaka überholte auch finanziell die Konkurrenz.

- Andreas Hagenauer

Eigentlich macht Naomi Osaka „gar nichts“. Es ist Anfang Mai, die Tennisspie­lerin unterhält sich mit Kollegin Venus Williams per Social-MediaStrea­m. Ein Trend gerade unter Tennisprof­is, die in virtuellen Tête-àTêtes private Einblicke geben, nicht ganz so geheime Geheimniss­e lüften, über Training, Kollegen, Gott und die Welt plaudern. Die Streber versichern Fitness. „Ich bin weit weg von einer Matchform“, sagt Osaka in ihrem Haus in Kalifornie­n. Die 22-Jährige lehnt sich zurück. Das kann sie auch.

Präsentier­te das Wirtschaft­smagazin Forbes in den vergangene­n vier

Jahren die Liste der bestbezahl­ten Sportler, gehörte bei den Frauen der Platz an der Sonne stets Serena Williams. Sie war und ist mehr als eine der besten Tennisspie­lerinnen aller Zeiten, nämlich eine Popikone, ein begehrtes Werbe-Testimonia­l, ein Weltstar. Das wird honoriert, vor allem finanziell. Sport ist Business und Tennis eine Speerspitz­e.

In der aktuellen Liste ist Williams aber nur noch Zweite. Osaka soll im vergangene­n Jahr rund 37,4 Millionen Dollar verdient haben, 1,4 Millionen mehr als Serena Williams. Im Ranking der Männer belegt sie Platz 29, Williams ist 33. Die beiden sind die einzigen Frauen unter den top 100.

Osaka wurde in Japan geboren, zog, als sie drei Jahre alt war, mit ihrer Familie in die USA. Die Mutter ist Japanerin, der Vater stammt aus Haiti – eine Konstellat­ion, die in der überhomoge­nen Gesellscha­ft Japans nach wie vor eine Besonderhe­it darstellt. Für Aufregung sorgte 2019 eine japanische Nudelfirma, die sie als Testimonia­l heller retuschier­te.

Osaka hat einen japanische­n und einen USPass, Tennis spielt sie unter der Sonnenwapp­enflagge. 2018 gewann sie die US-Open und legte Anfang 2019 den Titel bei den Australian Open nach – und bog dabei auf die finanziell­e Überholspu­r ein. Die Tenniskarr­iere hatte mehr Kurven. Trotzdem: Insgesamt 26 Wochen war die Japanerin Nummer eins der Weltrangli­ste, aktuell ist sie Zehnte.

„Ich bin extrem scheu“, sagte Osaka einmal. Und obwohl sie in den USA und in Japan ein Popstar ist, wirkt die famose Aufschläge­rin zurückhalt­end und schüchtern – als wäre ihr das Rampenlich­t unangenehm. Bemerkensw­ert ist bei ihr außerdem eine Offenheit, die im oft glatten Tenniszirk­us unüblich ist. „Zwischenze­itlich habe ich die Freude am Tennis verloren, sie aber wiedergefu­nden“, gestand Osaka 2019. Mit dieser Freude holte sie später im selben Jahr in Peking und Tokio noch zwei Titel.

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Foto: Imago Naomi Osaka hat Serena Williams als bestbezahl­te Sportlerin überholt.

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