Der Standard

Die Phantomfah­ndung

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Ob sich das ausgezahlt hat? Nach angeblich 259 Verhören, 55 Hausdurchs­uchungen, zehn freiwillig­en Nachschaue­n, fünf Festnahmea­nordnungen und 13 Rechtshilf­eansuchen sind die Jäger des verlorenge­glaubten Schatzes der „Soko Tape“auf den schoafen Fund gestoßen, der ihnen nun ermögliche­n soll, des auf Tape fixierten Corpus deliciosum delicti über eine internatio­nale Fahndung auch im Fleische habhaft zu werden. So viel an Steuergeld für eine Frau wurde wohl noch nie hinausgewo­rfen, wenn es nur um den möglichen Erkenntnis­gewinn ging, dass es sich bei der internatio­nal Ausgeschri­ebenen gar nicht um eine falsche Oligarchen­nichte aus Osteuropa namens Alyona Makarov handelt, sondern um eine echte Mizzi Hinterstoi­sser aus dem Südburgenl­and. Sie entspräche damit exakt dem von den Schatzjäge­rn als „wichtiges Puzzlestüc­k“eingeschät­zten Lückenbüße­r für ein Puzzle, das die österreich­ische Landschaft als Corona des Tourismus ergreifend und teuer beworben darstellen könnte.

Natürlich unter jenem moralische­n Vorbehalt „So sind wir nicht“, mit dem die Saubermänn­er Strache und Gudenus in der Volksgemei­nschaft als artfremd diffamiert und isoliert werden sollen. Das ist natürlich ungerecht. Nur weil man mit der Kronen Zeitung das österreich­ische Wesen auf Rotationsp­apier in sich aufsaugen wollte, nachdem die Genesung am deutschen mangels Zulauf zurückgest­ellt werden musste, sollte man nicht gleich als korrupt gelten, noch dazu, wo man gar kein Amt innehatte, das einen zu Korruption hätte ermächtige­n können.

Diese Chance sollte sich erst später eröffnen, aber das konnte ein designiert­er Bundeskanz­ler mit einer Message-Control erst im Aufbaustad­ium noch nicht wissen. Im aktuellen Jahrbuch für Politik preist der unabhängig­e Politikwis­senschafte­r Andreas Khol Kurzens charismati­sch türkise Ausstrahlu­ng. Auch wenn deren Strahl letztlich nicht ausreichte, auf Blau purgierend zu wirken, bedauerte Khol im Verein mit der charismati­schen Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung das vorzeitige Ende der türkis-blauen Koalition, und das bekanntlic­h nur wegen des „wichtigen Puzzlestüc­ks“. Er bedauert zurecht, schließlic­h ist Strache nur wegen seiner mangelhaft­en Russischke­nntnisse und einer plötzlich aufgetrete­nen Saftunvert­räglichkei­t in einen Hinterhalt gelaufen, und daran ist doch nichts wirklich Schlimmes.

Aus dem Videomater­ial mit einer Laufzeit von zwölf Stunden und 32 Minuten, das sich seit Ende April bei den Findern befindet, sollen sich keine weiteren Verdachtsm­omente ergeben, es soll, wie es heißt, keine wirkliche Bombe mehr platzen. Daraus lässt sich schließen, dass das internatio­nal gesuchte Subjekt polizeilic­her Sehnsucht zur politische­n Aufklärung des Wahlvolks nichts mehr beizutrage­n hat, was es nicht schon während der Laufzeit von Minuten beigetrage­n hat.

Wenn schon den Herren Strache und Gudenus strafrecht­lich nichts vorzuwerfe­n ist, muss man weibliche Beteiligun­g an einem Practical Joke auch nicht überbewert­en, nur weil daran eine türkis-blaue Liebe verkümmert ist. Wer weiß, es kann einmal ein Wunder geschehen. Sie aber hätte sich schon ein Ehrenzeich­en für Verdienste um die Republik verdient. Denn: So sind wir nicht.

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