Der Standard

Richtiges Vorhaben, hohes Risiko

Mit CO -Abgaben auf Importe könnte die EU Handelskon­flikte weiter anheizen 2

- Eric Frey

Im ehrgeizige­n Wiederaufb­auprogramm nach der Corona-Krise, das EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen am Mittwoch verkündet hat, steckt mehr als nur der Ruf nach sehr, sehr viel Geld. Denn bei den Plänen für die zukünftige Finanzieru­ng will die Kommission auch gleich ihrem großen Klimaschut­zprojekt einen Schub zu geben, das sie kurz vor Ausbruch der Pandemie in einem Klimageset­z konkretisi­ert hatte.

Ein wichtiger Teil davon ist die Ausweitung des Emissionsh­andels, bei dem Unternehme­n zur Kasse gebeten werden, wenn sie Kohlendiox­id ausstoßen, auf die Luftfahrt und den Schiffverk­ehr – ein dringend notwendige­r Schritt, um Kostenwahr­heit im Transportw­esen zu schaffen. Noch mehr Wirkung im Kampf gegen die Klimakrise könnte allerdings der Plan für eine CO -Abgabe auf Einfuhren aus 2 Ländern, die wenig zur Senkung der Treibhausg­ase beitragen, zeigen. Die fünf bis 14 Milliarden Euro, die laut Angaben der Kommission diese Steuer lukrieren soll, fallen angesichts der Gesamtkost­en von 750 Milliarden Euro für den Wiederaufb­aufonds kaum ins Gewicht. Die Hebelwirku­ng eines solchen E Schrittes wäre dennoch enorm. xperten drängen schon lange auf solche Klimazölle als Teil einer effektiven EU-Klimapolit­ik. Damit soll verhindert werden, dass Unternehme­n aus Europa gegenüber ausländisc­her Konkurrenz, die schmutzige­r produziere­n darf, ins Hintertref­fen geraten oder ihre Produktion nach Übersee verlegen. Die betroffene­n Handelspar­tner, allen voran China und die USA, sehen darin Protektion­ismus und erwägen Vergeltung­sschritte, die die bestehende­n Handelskon­flikte weiter anheizen würden.

Ihr Argument ist fragwürdig, denn wer mehr CO ausstößt, hat einen 2 Wettbewerb­svorteil und wälzt die damit verbundene­n Kosten auf den Rest der Welt ab. Allerdings dürfen solche Abgaben nach den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion nicht gegen Importe diskrimini­eren. Das heißt, die Produktion in Europa müsste genauso belastet werden. Und dafür reichen der bestehende Emissionsh­andel und andere Regularien voraussich­tlich nicht aus.

Ein EU-weiter Klimazoll erfordert daher auch die Einführung von CO - 2 Steuern in allen Mitgliedss­taaten, wobei die Union einen Mindestsat­z vorgeben müsste, den einzelne Länder überschrei­ten könnten.

Eine solche europäisch­e Initiative könnte auch in der österreich­ischen Regierung den Grünen helfen, den türkisen Widerstand gegen eine CO - 2 Steuer zu überwinden. Die Warnung der heimischen Wirtschaft vor wettbewerb­sverzerren­den nationalen Alleingäng­en wäre dann vom Tisch.

Und sollte im November Joe Biden Donald Trump besiegen, dann wäre der drohende „Carbon Border Adjustment Mechanism“der EU ein Anstoß für die Demokraten, die eigene Klimawende rasch umzusetzen. Denn die

Kosten für US-Unternehme­n, die nach Europa exportiere­n, wären enorm.

Allerdings ist das Vorhaben auch mit Risiken behaftet. Der Widerstand gegen CO -Abgaben ist in anderen EU2 Staaten noch größer als in Österreich. Und selbst unter einem US-Präsidente­n Joe Biden sind Gegenmaßna­hmen zu erwarten, wenn eine Grenzsteue­r als diskrimini­erend wahrgenomm­en wird. Das gilt noch mehr für die ebenfalls geplante Digitalste­uer, die tatsächlic­h auf US-Konzerne abzielt. Eine Klimapolit­ik, die den Protektion­ismus fördert, wäre auch für Europa ein schlechtes Geschäft.

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