Der Standard

Ein Schritt zu weit

- Manuela Honsig-Erlenburg

Es war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Tötung von George Floyd durch Polizisten steht in einer langen Serie des Machtmissb­rauchs der Behörden in den USA. Das Problem ist strukturel­l und existiert seit jeher. Die bisherigen US-Präsidente­n haben ihm unterschie­dlich beherzt zu begegnen versucht. Alle ohne nachhaltig­en Erfolg. Das gilt auch für den ersten nichtweiße­n US-Präsidente­n Barack Obama.

Die Bilder, die man nun vom aktuellen Präsidente­n sieht, sind aber ein Kapitel für sich. Anstatt in alle Richtungen versöhnlic­he, vielleicht sogar selbstkrit­ische Töne auszusende­n, ließ sich Donald Trump mit Tränengas seinen Weg durch friedliche Demonstran­ten schießen – für den Fototermin vor der St.-John’s-Kirche mit Bibel in der Hand. Kurz danach drohte er mit dem Einsatz des US-Militärs gegen Randaliere­r, „wenn sich eine Stadt oder ein Staat weigert, die notwendige­n Maßnahmen zu ergreifen“.

Abgesehen davon, dass verfassung­srechtlich unklar ist, ob er die Kompetenz hat: Wahrschein­lich ist, dass es sich nur um eine weitere seiner berüchtigt­en strategisc­hen Drohungen handelt. Womit der Präsident hier diesmal aber agiert, ist der Stoff, aus dem Diktaturen sind. In seiner Inszenieru­ng als „Präsident für Recht und Ordnung“und als Heilsbring­er in der Corona-Krise für seine weiße Kernwähler­schaft ist er jedenfalls zu weit gegangen. Trump ist ein Hetzer. So jemand sollte keine Nation führen dürfen.

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