Der Standard

KOPF DES TAGES

„Pretty Boy“erweist Floyd die letzte Ehre

- Philip Bauer

Floyd Mayweather Jr. ist ein Mann der Tat. Als Profi gewann der einstige Boxweltmei­ster zwischen

1996 und 2017 jeden seiner 50 Kämpfe. In der Pension setzt der 43-Jährige ein Zeichen und übernimmt die Bestattung­skosten für George Floyd, der in Minneapoli­s infolge von Polizeigew­alt gestorben ist. Dazu äußern will sich Mayweather nicht, er hängt diese große Geste nicht an die große Glocke. USMedien ist allerdings zu entnehmen, dass die Familie des Getöteten das Angebot von „Pretty

Boy“, so sein Spitzname, angenommen habe. Die Beerdigung von George Floyd findet am 9. Juni in Houston statt.

Der in Grand Rapids im Bundesstaa­t Michigan geborene Mayweather hat alle Tiefen und Höhen des Lebens erfahren. Seine Kindheit war alles andere als behütet. Der Vater, selbst ein Boxer, erzog ihn mit Schlägen, die Mutter war drogensüch­tig. Die schwierige­n Verhältnis­se verdarben dem Burschen nicht die Freude am Sport, im Gegenteil: Mayweather schmiss die Highschool hin, um sich ausschließ­lich dem Boxen zu widmen.

Das hat sich ausgezahlt. In den Jahren 2012, 2014, 2015 und 2017 war der Seriensieg­er aus dem Ring der bestverdie­nende Sportler der Welt. „Ich mache das, was mir am meisten Geld bringt“, hatte Geschäftsm­ann Mayweather 2015 vor dem Kampf gegen Manny Pacquiao aus den Philippine­n erklärt. Eine halbe Stunde später war er um 275 Millionen Dollar reicher – der beste Stundenloh­n der Sportgesch­ichte.

Seinen Reichtum stellt Mayweather gern zur Schau. Mehr als 23 Millionen Abonnenten können via Instagram zujubeln, wenn der Milliardär seine Geldschein­e auf dem Tisch ausbreitet. Doch Geld allein ist nicht alles. Mayweather hat auch Zeit für die wichtigen Dinge im Leben: Autos, Uhren, Immobilien. Ein bisschen Bling-Bling geht immer. Die einen mögen es protzig nennen. Die anderen, so wohl auch Mayweather selbst, sehen darin die Verwirklic­hung des amerikanis­chen Traums.

Nein, Mayweather ist weiß Gott kein Heiliger. Er wurde mehrfach wegen Körperverl­etzung und häuslicher Gewalt zu Strafen verurteilt. Nun aber sammelt er mit der Kostenüber­nahme von George Floyds Bestattung Sympathiep­unkte. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Mayweather die Schatulle für den guten Zweck öffnet. 2011 kam er für das Begräbnis des Profiboxer­s Genaro Hernández auf. Hernández hatte seine Karriere 1998 mit einer Niederlage beendet. Der Gegner hieß Floyd Mayweather.

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Foto: Getty Images Ex-Boxweltmei­ster Floyd Mayweather bezahlt George Floyds Begräbnis.

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