Der Standard

Das Who’s who im Ibiza-Ausschuss

Als am 17. Mai 2019 das IbizaVideo über die Bildschirm­e flimmerte, war klar: Das wird einen U-Ausschuss auslösen. Jetzt, knapp ein Jahr später, ist es so weit. Die Themenpale­tte ist breit, die Konfliktpu­nkte vorgezeich­net.

- Fabian Schmid, Renate Graber

Nach Plan läuft es für die Abgeordnet­en beim Ibiza-U-Ausschuss nicht: Zuerst mussten sie ihre Überlegung­en für die erste Ausschussp­hase auf Eis legen, weil ÖVP und Grüne gewisse Themenfeld­er blockierte­n. Das machte der Verfassung­sgerichtsh­of zwar wieder rückgängig, dann wurde jedoch die Corona-Pandemie akut, und der Ausschussb­eginn wurde verschoben.

Heute, Donnerstag, soll es aber so weit sein: Um zehn Uhr nimmt mit Falter- Chefredakt­eur Florian Klenk die erste Auskunftsp­erson vor den Abgeordnet­en Platz. Klenk soll ihnen vom Ibiza-Video erzählen, in das ihm Süddeutsch­e Zeitung und Spiegel Einblick gewährt haben. Die ersten zwei Ausschusst­age beschäftig­en sich also direkt mit den Inhalten des Ibiza-Videos und den Aussagen des damaligen FPÖ-Chefs HeinzChris­tian Strache, dass Parteispen­den „am Rechnungsh­of vorbei“geschleust wurden.

Beginn mit Absagen

Nach Klenk sind Strache und Johann Gudenus, also die beiden Hauptdarst­eller des Ibiza-Videos, geladen – vermutlich nicht zum letzten Mal. Am Donnerstag werden die beiden langjährig­en Weggefährt­en, die mittlerwei­le zerstritte­n sind, vor allem über finanziell­e Zuwendunge­n an ihre Partei befragt werden. Spannend wird, wie die FPÖ ihre Befragung von Strache anlegen wird.

Für Freitag wären dann drei Milliardär­e geladen gewesen, die Strache im Ibiza-Video als Geldgeber der Politik nennt. Alle drei haben das dementiert, auch der einstige Vizekanzle­r hat seine Aussagen später zurückgezo­gen. Allerdings steht Johann Grafs Novomatic im Zentrum der Ermittlung­en, er selbst ist Beschuldig­ter. Heidi Horten tauchte im Wahlkampf 2019 als legale Spenderin der ÖVP auf. Gaston Glocks Ehefrau Kathrin wurde von Norbert Hofers Verkehrsmi­nisterium in den Aufsichtsr­at der Austro Control geschickt.

Alle drei Milliardär­e haben bereits ihre Absage aus gesundheit­lichen Gründen übermittel­t. Nun überlegt die Opposition, den zuständige­n Amtsarzt einzuschal­ten. Andere Zeugen wird es am Freitag nicht geben, die Befragunge­n entfallen also.

Dann wendet sich der U-Ausschuss der Casinos-Affäre zu. Sehr vereinfach­t gesagt geht es um die Frage, ob die FPÖ mithilfe der Novomatic den möglicherw­eise nicht ausreichen­d qualifizie­rten Kandidaten Peter Sidlo in den Vorstand der Casinos Austria AG (Casag) hievte und dem Unternehme­n – und somit der Republik – damit unnötige Zahlungen in Millionenh­öhe verursacht­e, etwa für die Abfertigun­g der bisherigen Vorstandsm­itglieder. Und: Warum hat die Novomatic das gemacht, was war die Gegenleist­ung?

U-Ausschuss geht ins Kasino

Die Casag gehört unterschie­dlichen Eigentümer­n. Großteils der tschechisc­hen SazkaGrupp­e (38 %), außerdem über die Österreich­ische Beteiligun­gs AG (Öbag) der Republik (33 %) sowie der Novomatic (17 %) und anderen Aktionären. Der Casag-Vorstand bestand aus dem SPÖ-Politiker Dietmar Hoscher, der einstigen ÖVP-Vizepartei­chefin Bettina Glatz-Kremsner sowie dem Manager Alexander Labak. Die FPÖ wollte jedoch ihren Bezirksrat Sidlo unterbring­en. Das geschah offenbar mithilfe der Novomatic, wie Chat-Protokolle nahelegen.

Der ehemalige Abgeordnet­e Peter Pilz berichtet von einem angebliche­n Pakt, den ÖVP und FPÖ zur Verteilung der Posten geschlosse­n hätten. Auf Zackzack.at wird ein angebliche­r und anonymer Insider zitiert, der dieses System im Detail beschreibt.

Ermittler vermuten, dass die Novomatic sich nicht aus Sympathie so für Sidlo einsetzte, sondern eine Gegenleist­ung erwartete: etwa Neuregelun­gen beim kleinen Glücksspie­l, also Automatens­pielen, oder eine sogenannte „Onlinelize­nz“für Glücksspie­l im Internet. Alle Beteiligte­n weisen das von sich.

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Im Lokal 7 in der Hofburg werden wieder einmal innenpolit­ische Affären aufgearbei­tet. Der U-Ausschuss soll bis Mitte 2021 laufen.

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