Prozess nach Wullowitz-Morden
Verteidiger bezeichnete Mandanten als „krank“
Linz – Der Doppelmordprozess gegen einen Afghanen, der 2019 in Wullowitz einen Rot-Kreuz-Mitarbeiter und einen Altbauern erstochen haben soll, hat wegen der Sicherheitsmaßnahmen aufgrund des Coronavirus am Mittwoch in einem recht leeren Schwurgerichtssaal in Linz begonnen. Der gefasst wirkende Angeklagte zeigte sich geständig, sein Verteidiger negierte einen Tötungsvorsatz, sein Mandant sei „krank“.
Die Staatsanwältin sprach hingegen von einem „brutalen Tatgeschehen“. Für sie stehe eine Tötungsabsicht außer Streit, dies zeige schon allein die „Wucht des Zustechens“. Der Angeklagte sei am 14. Oktober 2019 bereits mit einem Messer im Hosenbund zu einer Unterkunft in Wullowitz gefahren. Schon am Vormittag war es wegen einer Diensteinteilung im Altstoffsammelzentrum zu einer Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Flüchtlingsbetreuer des Mannes gekommen, weshalb er diesen nochmals treffen wollte.
Vor der Eingangstür des Wohnheims traf der 33-Jährige den RotKreuz-Mitarbeiter. Sofort sei der Angeklagte „aggressiv geworden“, zog das Messer und stach zweimal zu, führte die Staatsanwältin aus. Das Opfer erlitt „massive Stichwunden in der Brust“. Vier Tage nach der Attacke starb der 32-Jährige im Spital.
Unmittelbar nach dem Messerangriff, den auch Bewohner des Heimes mit ihrem Einschreiten nicht verhindern konnten, sei der Angeklagte mit seinem Rad geflüchtet. Auf einem rund 400 Meter entfernten Gehöft habe er einen 63-Jährigen angegriffen, der gerade in der Garage Einkäufe aus einem Pkw ausräumte. Der Altbauer gab, laut Anklage, trotz mehrmaliger Aufforderung dem Afghanen die Autoschlüssel nicht. Daraufhin klappte dieser sein Messer auf und sagte wohl sinngemäß „es wäre besser so“. Da schrie der Bauer ihn an, „sein Todesurteil“, wie die Staatsanwältin meinte. Fünfmal stach der Afghane offenbar diesmal zu, die schweren Verletzungen im Brustkorb überlebte der Landwirt nicht. Mit dem Auto des 63-Jährigen floh der Angeklagte nach Linz. Dort wurde der Verdächtige geschnappt,
Der Verteidiger betonte dann, dass sich „sein Mandant zu den Tatvorwürfen voll inhaltlich reumütig verantworten wird“. Eine Antwort auf das Warum lieferte er gleich mit: „Der Mann ist krank“. Fühle er sich „respektlos behandelt“, werde er maßlos wütend und setze entsprechende Handlungen. Der Prozess ist für zwei Tage anberaumt. (APA)