Steintafel mit brauner Huldigung gefunden
Inschrift mit dem Dank an Hitler nach Jahrzehnten im Pfarrkeller entdeckt
Lange wurde in der kleinen oberösterreichischen Gemeinde Vöcklamarkt nach einem durchaus heiklen Zeitdokument gesucht, jetzt wurde man im Keller des örtlichen Pfarramtes fündig. Konkret handelt es sich um eine Steinplatte mit der Inschrift: „Adolf Hitler, dem Befreier der Ostmark und Gründer des Großdeutschen Reiches sei gedankt“.
Das die Platte nun entdeckt wurde und künftig im Heimatmuseum verwahrt wird, ist letztlich dem Vöcklamarkter Norbert Köpl zu verdanken. Dieser war im Sommer 1985 in seiner Funktion als Messdiener zur Entrümpelung des alten Pfarrhofs eingeteilt. Als im angrenzenden Holzschuppen das Brennholz ausgeräumt wurde, kam auf dem Boden eine Steinplatte mit erdseitiger Inschrift zum Vorschein.
Damals anwesende Aufsichtspersonen nahmen sich der heiklen Tafel an – und es wurde der Talar des Schweigens darübergelegt. Doch noch einmal erblickte die braune Huldigung quasi das Licht der Welt: 1989 wurde die Steintafel im hinteren Bühnenbereich des neu errichteten Pfarrsaals gesichtet. Danach verliert sich die Spur wieder.
Doch das Ereignis lies Köpl nicht los. In Eigenregie begann der heute 47-Jährige mit der Suche nach der Steinplatte. Mit einer klaren Intention: die Tafel zu finden und als „geschichtliches Dokument“im örtlichen Heimatmuseum aufstellen zu lassen.
„Anlässlich der Ereignisse vor 80 Jahren wäre es ein passender Anlass, dieser Steinplatte im Museum als mahnendes Symbol einen Platz zu geben. Ich ersuche die Personen, welche wissen, wo sich diese Steinplatte heute befinden könnte oder wo der ursprüngliche Platz dieser Steinplatte während der Naziherrschaft war, sich bei mir zu melden", appellierte Köpl bereits im November 2018 im STANDARD- Gespräch eindringlich an die örtliche Bevölkerung.
Was folgte, waren viele Gespräche mit Zeitzeugen im Ort. Entsprechend viele Hinweise langten ein. Doch eine konkrete Spur ergab sich daraus nicht, die Steinplatte blieb verschwunden.
Putzfund
Doch nicht nur das Gute liegt oft so nah, sondern offensichtlich auch historisch belastetes Material. Vergangene Woche ereilte Köpl unerwartet ein Anruf des Pfarrers. Er möge doch rasch ins Gotteshaus eilen um „einen Fund“zu begutachten.
Und tatsächlich hatte der Pfarrer im Rahmen einer neuerlichen Aufräumaktion im Keller einen flüchtigen Blick hinter einen Kasten geworfen. Und eigentlich zunächst an eine Styroportafel gedacht. Bei näherer Betrachtung entpuppte sich das Fundstück aber als eben jene lang verschollene Tafel mit den umstrittenen kommunalen Dankesworten.
„Ich habe schon nicht mehr daran gedacht, dass die Steinplatte noch auftaucht. Entsprechend froh bin ich natürlich nun über diesen Zufallsfund“, so Köpl im STANDARD- Gespräch.
Auch Bürgermeister Josef Six (ÖVP) zeigte sich in einer ersten Reaktion erleichtert und versprach eine kritische Auseinandersetzung mit dem steinernen Dokument im Heimatmuseum.