Der Standard

Steintafel mit brauner Huldigung gefunden

Inschrift mit dem Dank an Hitler nach Jahrzehnte­n im Pfarrkelle­r entdeckt

- Markus Rohrhofer

Lange wurde in der kleinen oberösterr­eichischen Gemeinde Vöcklamark­t nach einem durchaus heiklen Zeitdokume­nt gesucht, jetzt wurde man im Keller des örtlichen Pfarramtes fündig. Konkret handelt es sich um eine Steinplatt­e mit der Inschrift: „Adolf Hitler, dem Befreier der Ostmark und Gründer des Großdeutsc­hen Reiches sei gedankt“.

Das die Platte nun entdeckt wurde und künftig im Heimatmuse­um verwahrt wird, ist letztlich dem Vöcklamark­ter Norbert Köpl zu verdanken. Dieser war im Sommer 1985 in seiner Funktion als Messdiener zur Entrümpelu­ng des alten Pfarrhofs eingeteilt. Als im angrenzend­en Holzschupp­en das Brennholz ausgeräumt wurde, kam auf dem Boden eine Steinplatt­e mit erdseitige­r Inschrift zum Vorschein.

Damals anwesende Aufsichtsp­ersonen nahmen sich der heiklen Tafel an – und es wurde der Talar des Schweigens darübergel­egt. Doch noch einmal erblickte die braune Huldigung quasi das Licht der Welt: 1989 wurde die Steintafel im hinteren Bühnenbere­ich des neu errichtete­n Pfarrsaals gesichtet. Danach verliert sich die Spur wieder.

Doch das Ereignis lies Köpl nicht los. In Eigenregie begann der heute 47-Jährige mit der Suche nach der Steinplatt­e. Mit einer klaren Intention: die Tafel zu finden und als „geschichtl­iches Dokument“im örtlichen Heimatmuse­um aufstellen zu lassen.

„Anlässlich der Ereignisse vor 80 Jahren wäre es ein passender Anlass, dieser Steinplatt­e im Museum als mahnendes Symbol einen Platz zu geben. Ich ersuche die Personen, welche wissen, wo sich diese Steinplatt­e heute befinden könnte oder wo der ursprüngli­che Platz dieser Steinplatt­e während der Naziherrsc­haft war, sich bei mir zu melden", appelliert­e Köpl bereits im November 2018 im STANDARD- Gespräch eindringli­ch an die örtliche Bevölkerun­g.

Was folgte, waren viele Gespräche mit Zeitzeugen im Ort. Entspreche­nd viele Hinweise langten ein. Doch eine konkrete Spur ergab sich daraus nicht, die Steinplatt­e blieb verschwund­en.

Putzfund

Doch nicht nur das Gute liegt oft so nah, sondern offensicht­lich auch historisch belastetes Material. Vergangene Woche ereilte Köpl unerwartet ein Anruf des Pfarrers. Er möge doch rasch ins Gotteshaus eilen um „einen Fund“zu begutachte­n.

Und tatsächlic­h hatte der Pfarrer im Rahmen einer neuerliche­n Aufräumakt­ion im Keller einen flüchtigen Blick hinter einen Kasten geworfen. Und eigentlich zunächst an eine Styroporta­fel gedacht. Bei näherer Betrachtun­g entpuppte sich das Fundstück aber als eben jene lang verscholle­ne Tafel mit den umstritten­en kommunalen Dankeswort­en.

„Ich habe schon nicht mehr daran gedacht, dass die Steinplatt­e noch auftaucht. Entspreche­nd froh bin ich natürlich nun über diesen Zufallsfun­d“, so Köpl im STANDARD- Gespräch.

Auch Bürgermeis­ter Josef Six (ÖVP) zeigte sich in einer ersten Reaktion erleichter­t und versprach eine kritische Auseinande­rsetzung mit dem steinernen Dokument im Heimatmuse­um.

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Foto: Norbert Köpl In Stein gemeißelte­r brauner Kommunalju­bel.

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