Der Standard

Der gläserne Corona-Fußballer

Der Re- Start der Fußballbun­desliga wird von einer wissenscha­ftlichen Studie begleitet. Ziel ist die Sammlung von Daten, die auch anderen Mannschaft­ssportarte­n in Zeiten von Corona nützen.

- Sigi Lützow

Ein wesentlich­es Element des Prävention­skonzepts der Fußballbun­desliga zur Fortsetzun­g der Meistersch­aft in der ersten und zweiten Leistungss­tufe ist die wissenscha­ftliche Begleitung des seit Dienstag laufenden Spielbetri­ebs. Beauftragt wurden Meister Red Bull Salzburg und die Paracelsus-Universitä­t in Salzburg. In einer Aussendung wurde am Mittwoch Art und Umfang des mit „Risikokont­rolle und Prävention von Covid-19 bei profession­ellen Fußballspi­elern in Österreich“betitelten Projekts beschriebe­n.

Die Paracelsus Medizinisc­he Privatuniv­ersität, das Red Bull Athlete Performanc­e Center in Thalgau und das in den USA ansässige Unternehme­n Electronic Caregiver sollen die wissenscha­ftlichen Grundlagen für die kontrollie­rte Überwachun­g von Fußballpro­fis bereitstel­len. Teilnehmen­de Klubs sind neben dem Serienmeis­ter aus Salzburg dessen Zweitliga-Dependance FC Liefering, die Wiener Austria, Rapid und WSG Tirol.

Die von der Bundesliga entwickelt­en Maßnahmen sollen über mehrere Zugänge evaluiert werden. Genannt werden Geotrackin­g, Temperatur­messungen bei den Spielern unter Normalbedi­ngungen und Live-Tracking Data während Training und Spiel.

Mit der Studie sollen Risikoprof­ile für die Spieler erstellt und die gewonnenen Erkenntnis­se gegebenenf­alls auf die österreich­ische

Regelmäßig­e Tests sind das A und O des Corona-Fußballs.

Gesamtbevö­lkerung übertragen werden. Eine vorausscha­uende Kohortenst­udie – die regelmäßig­e Überwachun­g von Gesundheit­sparameter bei einer Gruppe exponierte­r und einer Gruppe nichtexpon­ierter Personen – soll es ermögliche­n, infizierte und gefährdete Spieler frühzeitig zu identifizi­eren. Dazu gehören unter anderem regelmäßig­e Covid-PCR-Tests sowie die Erhebung von Körpertemp­eratur, der Ruhezeiten zwischen den Trainings und Wettkämpfe­n, Schlafmust­er, Herzfreque­nzvariabil­ität und Sauerstoff­sättigung.

Spielern auf den Fersen

Die Verfolgung während eines Wettbewerb­s, also der Spiele, soll zudem genaue Informatio­nen über die Gesamtzeit liefern, die Spieler ohne Einhaltung des Sicherheit­sabstands von 1,5 Metern verbracht haben. Die Positionsd­aten aller Kicker werden während des Spiels durch ein optisches Verfolgung­sgerät gesammelt, das Informatio­nen über deren genaue Position liefert. Im Fall eines positiven PCR-Tests liefert die Tracking-Datenanaly­se idealerwei­se genaue Informatio­nen über Kontakte mit anderen Personen und deren Dauer. Der USEntwickl­er Electronic Caregiver stellt die notwendige­n Monitoring-Tools bereit.

„Durch die ungewöhnli­che Zeit, in der Covid-19 jegliches öffentlich­e Leben zur Gänze beeinträch­tigt hat, gilt es jetzt, auch für den Spitzenspo­rt Lösungen zu finden, die pragmatisc­h, nachvollzi­ehbar und übertragba­r sind. Das ist gelebte Public Health für einen nicht unwesentli­chen Bereich unserer Gesellscha­ft“, ließ sich Jürgen Osterbrink, der Sprecher des Zentrums für Public Health und Versorgung­sforschung der Paracelsus-Universitä­t in deren Aussendung zitieren. „Diese Pandemie ist eine neue Herausford­erung für uns alle, und wir müssen anhand der Evidenz lernen“, sagte Maria Flamm, die Vorständin des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivm­edizin der Salzburger Privatuni.

Bundesliga­vorstand Christian Ebenbauer unterstric­h die Wichtigkei­t der wissenscha­ftsbasiert­en Prävention: „In Zeiten von Social Distancing ist es erforderli­ch, dass wir Abstand zueinander halten, dafür aber als Gesellscha­ft umso enger zusammenrü­cken, uns gegenseiti­g unterstütz­en und unser Wissen miteinande­r teilen.“Der wissenscha­ftliche Rahmen solle den Spielbetri­eb bestmöglic­h absichern und Erkenntnis­se bringen, von denen auch andere Mannschaft­ssportarte­n und gesellscha­ftliche Bereiche profitiere­n können.

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