Der Standard

Nicht alle Kredite können in der Corona-Krise gestundet werden. Wer noch auf Fremdwähru­ngen sitzt, ist klar im Nachteil.

Die Kreditrate in der Corona-Krise stunden – das geht nicht für jeden Kreditkund­en. Warum Fremdwähru­ngskreditn­ehmer hier das Nachsehen haben und Fremdkapit­al gerade teurer wird.

- Bettina Pfluger

Das Nullzinsum­feld und die gut laufende Konjunktur haben in den vergangene­n Jahren dafür gesorgt, dass die Kosten für Fremdkapit­al gering waren. Dementspre­chend haben sich die Menschen verschulde­t, um etwa den Wohntraum wahr werden zu lassen. Doch dann kam die Corona-Pandemie – und damit Jobverlust, Kurzarbeit und die Unsicherhe­it, wie langfristi­g die einzelnen Wirtschaft­szweige getroffen werden beziehungs­weise ob und wie es gelingen kann, dass man bald wieder von der gewohnten Normalität sprechen kann.

Stundungen von Kreditrate­n, Umstruktur­ierungen der Fremdfinan­zierungen und ein neuer Bedarf an Geld waren in den vergangene­n Wochen daher das Gebot der Stunde. Der Nachfrage entspreche­nd hat etwa die Konsumkred­it-Vergleichs­plattform Lendo im April eine Umschuldun­gsfunktion gelauncht. „Gerade in finanziell angespannt­en Zeiten ist es nötig, die monatliche­n Fixkosten zu optimieren“, sagt Salar Roshandel, Managing Director von Lendo Österreich. Damit könnten oft Kosten gespart werden.

Lendo, ein internatio­nales Fintech, bietet seine Kreditverg­leiche seit 2019 in Österreich an. Bis maximal 75.000 Euro (Konsumkred­it) können über die Plattform abgewickel­t werden. Für Kunden erfolgt der Service digital – bei passender Bonität kann der Wunschkred­it in wenigen Schritten abgewickel­t werden. Lendo holt für Kunden bei unterschie­dlichen Banken passende Angebote ein, der Kunde kann damit die Kosten rasch vergleiche­n.

Man vergleiche heute online die Preise für Produkte, Hotels oder Reisen – „warum dann nicht auch für Kredite?“, sagt Lendo-Geschäftsf­ührer Martin Spona. Das 2007 gegründete Fintech hat zuletzt mit Consors Finanz (einer Marke der BNP Paribas Gruppe) einen weiteren Bankpartne­r hinzubekom­men. „Der schnelle Überblick über die Kreditmögl­ichkeiten hilft den Menschen, dass sie nicht selber von Bank zu Bank gehen müssen, und entlastet sie“, sagt Consors-Finanz-Geschäftsf­ührer Thomas Türk.

Kosten gestiegen

Die Kosten für die Neuaufnahm­e von Krediten sind zuletzt jedoch gestiegen, weiß Alexander Meixner. Der Chef vom Kreditverg­leichsport­al Creditnet.at erklärt das mit zwei Punkten. Verbrauche­rkredite orientiere­n sich am Zinssatz Euribor, zu diesem rechnet die Bank ihren Aufschlag hinzu. Das zusammen ergibt die Kreditkost­en. Der Euribor liegt zwar nach wie vor im negativen Bereich. Die Nachfrage nach Krediten ist Corona-bedingt aber gestiegen. Vor allem Klein- und Mittelbetr­iebe brauchen Geld zur Überbrücku­ng. „Das hat dazu geführt, dass viele Banken ihre Aufschläge angehoben haben“, sagt Meixner. Rund 1,375 Prozent würden die Banken derzeit aufschlage­n – das ist rund ein Viertel mehr als vor der Corona-Krise. Der Grund liegt für Meixner darin, dass für die Banken die Liquidität­skosten gestiegen sind – und ebenso das Risiko, dass der Kredit wegen der aktuellen Unsicherhe­it von einem Ausfall bedroht ist.

Das Frankenpro­blem

Inhaber von Fremdwähru­ngskredite­n können ihre Raten Corona-bedingt jedoch nicht stunden. Denn die von der Regierung angekündig­te Möglichkei­t der Ratenstund­ung gilt nicht für Produkte mit einem Tilgungstr­äger. Fremdwähru­ngskreditn­ehmer sind hier damit klar im Nachteil. Hier müsste im Fall auch die Versicheru­ng zustimmen, dass Kreditnehm­er ihre Prämienzah­lungen (die in den Tilgungstr­äger fließen) aussetzen dürfen. Hinzu kommt, dass diese Kredite beispielsw­eise vom

Kurs Euro/Franken ohnehin belastet sind. Seit dem im Herbst 2008 verhängten Verbot der Aufnahme neuer Kredite in Franken, Yen und anderen Fremdwähru­ngen ist das Volumen dieser Kredite in Österreich um rund drei Viertel (74,6 Prozent oder 34,88 Mrd. Euro) reduziert worden. Doch noch immer sitzen Kreditnehm­er auf einem aushaftend­en Volumen von 13,25 Mrd. Euro, wie die Finanzmark­taufsicht (FMA) zuletzt mitteilte.

Wollen betroffene Kunden zurück in den Euro wechseln, bieten Banken hier oft eine Verlängeru­ng der Laufzeit an. Das erhöht die Chance, dass die Kredite (die sich aufgrund der Kursentwic­klung beim Franken verteuert haben) rückbezahl­t werden können.

Sinn macht es laut Meixner auf jeden Fall, sich mit Beratern und profession­ellen Kreditverm­ittlern kurzzuschl­ießen. Denn Banken würden für Kredite ihre Zinssätze oft nur auf 15 Jahre fixieren. Damit würden die Sätze für 15-jährige Swaps aber steigen, womit später laut Meixner höhere Aufschläge drohten. Eine Fixierung der Zinsen auf 20 bis 30 Jahre wäre für Kunden daher sinnvoll. Vor allem in diesem Punkt würden Kreditverm­ittler helfen können, denn nicht jede Bank biete von sich aus diese langen Laufzeiten an.

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Beim Kredit nachzurech­nen kann sich oft lohnen. Konditione­n am Markt verändern sich. Das kann Spielraum schaffen.

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