Der Standard

Voestalpin­e und Metallerve­rarbeiter legten Vollbremsu­ng hin

Voest erstmals seit 1995 mit Verlust – Exportmoto­r Metallindu­strie stottert, nach der Kurzarbeit droht Arbeitspla­tzabbau

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Wien – Der bereits vor der Krise aufgrund der stockenden Automobilk­onjunktur holprige Geschäftsg­ang wurde durch Corona hürdenreic­h – und färbte die Bilanz per Ende März rot: Erstmals seit dem Börsengang vor 25 Jahren wies der Stahl- und Verarbeitu­ngskonzern Voestalpin­e im Geschäftsj­ahr 2019/20 an die 220 Millionen Euro Verlust. Und: Es gibt wenig Aussicht auf bessere Zeiten, räumte

Konzernche­f Herbert Eibenstein­er bei Vorlage der Bilanz ein.

Die Produktion­swerke werden zwar wieder hochgefahr­en, aber in zentralen Bereichen wie Flugzeugin­dustrie, Öl- und Gasbereich, gefolgt von Automotive, läuft es schlecht, deshalb wurden Hochofenka­pazitäten in Linz und Donawitz reduziert und die Investitio­nen auf rund 600 Millionen Euro halbiert. Das vollautoma­tische Edelstahlw­erk in Kapfenberg wird erst Ende 2021 fertig werden.

Außer in den Sparten Bahnsystem­e, Grobblech und Gießereien sei mit der Verlängeru­ng um eine weitere dreimonati­ge Kurzarbeit­speriode auszugehen, möglicherw­eise sogar über den 30. September hinaus – sofern die Regierung in der Folge ein modifizier­tes Modell auflegt. Das vor der CoronaKris­e angelaufen­e Kostensenk­ungsprogra­mm wird verschärft. Dabei wurden 2000 Arbeitsplä­tze durch Nicht-Nachbesetz­ung und Abbau von Leasingkrä­ften eingeschmo­lzen, davon rund tausend in Österreich. Der Personalst­and reduzierte sich von 52.000 auf 49.700. Ob die Voest damit auskommen wird? „Man kann in einer Phase wie jetzt nicht prinzipiel­l ausschließ­en, dass es zu Kündigunge­n kommt", sagte

Eibenstein­er. Aktuell sind rund 15.400 Mitarbeite­r in Kurzarbeit­smodellen, davon 10.000 in Österreich, 3000 in Deutschlan­d. Weitere 2400 sind anderswo in kurzarbeit­sähnlichen Modellen. Außer Kurzarbeit, Sozialvers­icherungs- und Steuerstun­dungen (verschiebt pro Monat rund 50 Mio. Euro ans Jahresende) habe man keine Staatshilf­en in Anspruch genommen. Der Konzernums­atz ging um 900 Millionen von auf 12,7 Milliarden Euro zurück.

Gut schaut es auch in der Maschinenb­au- und Metallvera­rbeitungsi­ndustrie nicht aus. Automobilk­rise, Handelskon­flikte und Brexit hatten bereits im Vorjahr tiefe Furchen gezogen. Mit Corona kam in dem auf knapp 40 Milliarden Euro Produktion­swert leicht geschrumpf­ten, aber maßgeblich­en Exportbere­ich eine tiefe Delle dazu. „Das Wichtigste ist, dass die Märkte wieder anspringen, Grenzen offen sind und die Lieferkett­en funktionie­ren“, sagt Fachverban­dsobmann Christian Knill, der Investitio­ns- und Konjunktur­maßnahmen anregt. Seine Branche erwartet im Gesamtjahr einen Rückgang um 25 Prozent, was gegenüber dem ersten Halbjahr ein Fortschrit­t wäre, da betrug der Einbruch 35 Prozent. Der Spielraum für die MetallerHe­rbstlohnru­nde ist abgesteckt: Die Mehrzahl der Betriebe erwartet nach der Kurzarbeit Beschäftig­ungsabbau, von 135.000 Arbeitsplä­tzen könnten laut Branchenum­frage 7000 wegfallen. (ung)

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