Der Standard

Ergänzungs­register war ÖVP jedenfalls bekannt

Schwarzes Ministeriu­m zahlte jährlich 100.000 Euro

- Nora Laufer

Eine Online-Datenbank, in der Privatansc­hriften und andere Daten von bis zu einer Million Bürgern bis zuletzt frei zugänglich waren, sorgte vor wenigen Wochen für Aufregung. Es war allerdings nicht das erste Mal, dass das sogenannte Ergänzungs­register für Sonstige Betroffene (ERsB) die Behörden beschäftig­t. Der Rechnungsh­of (RH) prüfte 2012 gleich mehrere Register der Bundesverw­altung – auch jenes für Sonstige Betroffene.

Das RH-Urteil fiel damals vernichten­d aus: Die pauschalie­rt verrechnet­en Betriebsko­sten von 100.000 Euro pro Jahr „standen in keinem vertretbar­en Kosten-Nutzen-Verhältnis“. Denn zwischen 2004 und 2011 waren in der Datenbank nur 20 sonstige Betroffene gelistet, wie die Prüfer herausfand­en. Dabei handelte es sich überwiegen­d um Gebietskör­perschafte­n oder Bundesmini­sterien. Die Zielsetzun­g des Registers sah der Rechnungsh­of jedenfalls als nicht erreicht. Der RH empfahl dem Bundeskanz­leramt, zu prüfen, ob das Unternehme­nsregister, das auch die Daten des Ergänzungs­registers für sonstige Betroffene vollständi­g speicherte, die Aufgaben dieses Registers übernehmen könne. Laut Regierung war das auch angestrebt.

Zuständig für das Register war zu diesem Zeitpunkt die Datenschut­zkommissio­n im Kanzleramt, für die Betriebsfü­hrung war das Finanzmini­sterium zuständig. Dieses bezifferte die Kosten im Jahr 2010 mit 100.000 Euro, rund 54.000 davon gingen an das Bundesrech­nungszentr­um als ITDienstle­ister. Die seit 2004 angelaufen­en Entwicklun­gskosten konnte man im Jahr 2011 nicht mehr beziffern. Beim Rechnungsz­entrum, das das Register bis 2013 technisch betrieb, hieß es am Mittwoch, dass die Kosten bis zur Übergabe laufend sanken. Seit 2018 liegen sie laut Wirtschaft­sministeri­um – das mittlerwei­le für das Register zuständig ist – jedenfalls bei jährlich 90.000 Euro.

Dass das Finanzress­ort das Register führte, widerspric­ht jedenfalls aktuellen Aussagen der ÖVP, wonach man bis vor kurzem nichts davon wusste. Immerhin ist das Ministeriu­m seit 2007 durchgehen­d in ÖVP-Hand.

Newspapers in German

Newspapers from Austria