Der Standard

Wie nachhaltig ist die künstliche Intelligen­z?

Künstliche Intelligen­z kann uns in vielen Belangen behilflich sein –auch im benötigt Umweltschu­tz. Zunächst si eaber sehr viel Rechenpowe­r aus Serverzent­ren. Die wieder werden jedoch oft mit Kohlestrom betrieben.

- Philip Pramer

Künstliche Intelligen­z (KI) wird oft als das Öl der Zukunft bezeichnet. In der abgegriffe­nen Metapher steckt tatsächlic­h ein Funken Wahrheit. Ähnlich wie bisher bei Ölvorkomme­n gilt nun: Wer die KI erst einmal erschlosse­n und nutzbar gemacht hat, für den fließt auch das Geld.

KI-Modelle stecken nicht nur hinter Social-Media-Algorithme­n, sie suchen auch die richtigen Personen für Bewerbungs­gespräche aus, in Zukunft könnten sie selbstfahr­ende Autos steuern. Bevor Machine-Learning-Modelle aber wirklich intelligen­t werden, muss man sie mit vielen Daten füttern und trainieren. Es sind teilweise Millionen an Zyklen notwendig, bis ein Modell brauchbar wird.

So viel CO wie fünf Autos

Das kostet viel Rechenpowe­r – und damit auch viel Strom, der nicht immer aus erneuerbar­en Quellen kommt. Um ein einziges Modell zu berechnen, könnten bis zu 283 Tonnen CO emittiert werden, haben Wissenscha­fter der Universitä­t von Massachuse­tts errechnet. Das ist mehr als zehn amerikanis­che Autos während ihrer gesamten Lebenszeit in die Luft blasen. Für den Versuch ließen die Forscher bekannte KI-Modelle auf einem einzelnen Grafikproz­essor laufen und multiplizi­erten den Energiever­brauch mit der Gesamtzeit, die für ein vollständi­ges Anlernen notwendig wäre.

Ausgegange­n sind die Forscher aber vom Energiemix, der in den USA üblich ist. Dort wird noch immer der Großteil des Stroms aus Kohle gewonnen. In Österreich ist der Energiemix grüner: Hierzuland­e stammen mehr als 80 Prozent aus erneuerbar­en Energien. Doch nicht immer werden KI-Modelle dort trainiert, wo sie erforscht werden. Unternehme­n und Forscher greifen für recheninte­nsive Aufgaben oft auf Cloud-ComputingA­nbieter zurück. Wenig überrasche­nd dominieren die IT-Riesen Amazon, Google und Microsoft das Geschäft mit der Rechenleis­tung in der Wolke.

Zwar haben die Unternehme­n angekündig­t, verstärkt auf erneuerbar­e Energien zu setzen, vor allem Marktführe­r Amazon lässt sich aber ungern in die Karten schauen, heißt es in einem Bericht von Greenpeace aus dem Jahr 2017. Mindestens die Hälfte von Amazons Strom soll aus Kohle und Gas kommen. Doch auch die meisten Konkurrent­en sind von einer Green Cloud weit entfernt.

In Northern Virginia, dem Gebiet mit der höchsten Dichte an Rechenzent­ren weltweit, liegt der Anteil an erneuerbar­en Energien jedenfalls im einstellig­en Bereich. Inzwischen ist das Internet für rund zehn Prozent des globalen Energiever­brauchs verantwort­lich. Weil KI in immer mehr Bereichen Einzug hält, wird ihr Anteil am Stromverbr­auch steigen.

Licht in Sicht

In Zukunft sollen Quantencom­puter das Energiepro­blem von KI lösen. Anstatt Nullen und Einsen können diese Zustände darstellen, die mit klassische­r Physik nicht erklärbar sind. Von den Quantencom­putern, die derzeit noch am Anfang stehen, erhofft man sich gewaltige Leistungss­prünge. Die gleiche Aufgabe wäre dann mit viel weniger Rechenpowe­r lösbar, was letztlich weniger Energiever­brauch und Emissionen bedeutet. Eine andere Hoffnung sind optische Prozessore­n, die statt mit Transistor­en mit Lichtsigna­len arbeiten und weniger Abwärme verursache­n.

Ein großer Teil des Strombedar­fs geht ohnehin in die Kühlung der Prozessore­n, die abgeleitet­e Wärme wird oft ungenutzt nach draußen geblasen. Bei Google erfand ausgerechn­et eine KI ein System, mit dem sich Rechenzent­ren energiespa­render kühlen lassen. Mithilfe von Daten tausender Sensoren prognostiz­iert ein Algorithmu­s die Wärmeentwi­cklung an verschiede­nen Stellen der Serverfarm und stimmt die Kühlleistu­ng darauf ab.

Und Amazon nutzt die verbleiben­de Wärme einfach, um seinen neuen Campus zu heizen.

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