Der Standard

Gegen die Finanziers der Hisbollah

Der Nationalra­tsbeschlus­s muss auf das iranische Regime ausgeweite­t werden

- Stephan Grigat

Manche Dinge brauchen Zeit: Bereits 2013 hat der Autor dieser Zeilen im Gastkommen­tar ein Verbot der gesamten Hisbollah gefordert und auf die Unsinnigke­it der Trennung in einen militärisc­hen und einen politische­n Flügel der antisemiti­schen Terrortrup­pe hingewiese­n. Letzte Woche hat nun der Nationalra­t einen Entschließ­ungsantrag verabschie­det, über dessen einstimmig­e Annahme der Pressedien­st des Parlaments schreibt: „Die Unterschei­dung zwischen militärisc­hem und politische­m Arm sei nicht gerechtfer­tigt, die Hisbollah sei eine terroristi­sche Organisati­on, sind sich die Abgeordnet­en einig.“Der von Grünen und ÖVP eingebrach­te Antrag formuliert es zwar nicht so deutlich, und der weitergehe­nde Antrag der Neos, die bereits im Dezember ein Verbot der gesamten Organisati­on in Österreich und der EU gefordert haben, ist leider nicht durchgegan­gen. Aber auch die einstimmig­e Aufforderu­ng an die Regierung zu einer „Neubeurtei­lung der Hisbollah“zielt darauf ab, die libanesisc­he Miliz endlich als Ganzes zu verbieten.

Wichtiger Schritt

Es ist absurd, dass die Terrortrup­pe, deren Generalsek­retär Hassan Nasrallah Juden als die „Nachfahren von Affen und Schweinen“bezeichnet hat, in Österreich und vielen anderen EULändern weiterhin weitgehend ungehinder­t agieren und Spenden sammeln kann. Der Nationalra­tsantrag ist ein wichtiger Schritt, um diese skandalöse Situation endlich zu beenden. Allerdings: Was werden die Abgeordnet­en nun hinsichtli­ch des Irans unternehme­n? Es war das Regime in Teheran, das die Hisbollah im Libanon aufgebaut hat. Bis heute finanziert es die Terrormili­z und hat sie mit über 100.000 Raketen aufgerüste­t, die ausnahmslo­s auf Israel gerichtet sind.

Die Abgeordnet­en betonen, das „Existenzre­cht Israels“dürfe „nicht infrage gestellt werden“. Vor zwei Wochen hat anlässlich des „Quds-Tags“, an dem seit vier Jahrzehnte­n am Ende des Ramadan für die Vernichtun­g Israels demonstrie­rt wird, aber nicht nur der Hisbollah-Chef abermals zur Zerstörung des Staates der ShoahÜberl­ebenden und deren Nachkommen aufgerufen, sondern vor allem Ali Khamenei, der „Oberste Führer“im Iran, der bezüglich des von ihm ebenso wie von Nasrallah erneut als „Krebsgesch­wür“attackiert­en Israel mittlerwei­le von einer „Endlösung“fantasiert.

Wenn die Nationalra­tsabgeordn­eten ihre Kampfansag­e an den schiitisch­en Islamismus ernst meinen, müssten sie als Nächstes die wirtschaft­lichen und politische­n Beziehunge­n zum iranischen Regime ins Visier nehmen und sich für die Listung der iranischen Revolution­sgarden als Terrororga­nisation ausspreche­n. Wenn Kanzler Sebastian Kurz seine betont proisraeli­sche Haltung nicht nur als Attitüde vor sich hertragen will, müsste er nicht nur die Forderunge­n der Nationalra­tsabgeordn­eten hinsichtli­ch der Hisbollah schnellstm­öglich umsetzen, sondern endlich eine grundlegen­de Wende in der österreich­ischen Iran-Politik einleiten: keinerlei Unterstütz­ung mehr für das Ajatollah-Regime – stattdesse­n offene Unterstütz­ung für jene Menschen, die sich nach einer Zukunft jenseits des iranischen Terrorstaa­ts und der Hisbollah sehnen. Und wenn die Linke sich doch noch einmal an ihre historisch­en Ziele von Emanzipati­on, Aufklärung und Freiheit erinnern würde, müsste sie endlich Schluss machen mit dem elenden Kulturrela­tivismus und sich an die Spitze des Kampfes gegen die islamische Gegenaufkl­ärung in Gestalt nicht nur der Hisbollah, sondern insbesonde­re ihrer iranischen Finanziers stellen.

STEPHAN GRIGAT ist Politikwis­senschafte­r an den Universitä­ten Wien und Passau, Fellow am Moses-Mendelssoh­nZentrum Potsdam und der Universitä­t Haifa sowie Autor von „Die Einsamkeit Israels: Zionismus, die israelisch­e Linke und die iranische Bedrohung“.

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