Der Standard

Die armen Millionäre

- Fabian Schmid

Angenehm ist ein Auftritt im U-Ausschuss für die wenigsten. Aber er ist Pflicht. Wer in Österreich wohnt und geladen wird, muss dem nachkommen. Das gilt auch für jene Damen und Herren, deren Kontostand mehr als sechs Nullen beinhaltet. Sie sind nicht aus Jux und Tollerei geladen – sondern weil sie sich samt ihren Unternehme­n in die Politik einmischen.

Heidi Horten spendete der ÖVP monatlich mehr Geld, als ein normaler Wähler im Jahr verdient. Johann Grafs Novomatic „kooperiert“mit FPÖ-nahen Vereinen und erfüllte Postenwüns­che. Gaston Glocks Ehefrau Kathrin avancierte unter Türkis-Blau zur Aufsichtsr­ätin. Ähnliches gilt für René Benko und Stefan Pierer, die dem U-Ausschuss noch Rede und Antwort werden stehen müssen.

Der erste Versuch, den heimischen Finanzadel zu befragen, scheiterte allerdings spektakulä­r. Graf, Horten und Glock übermittel­ten ihre Absagen – aus gesundheit­lichen Gründen. Das gilt es nun genau zu prüfen, im Zweifel durch den Amtsarzt. Das ist keine Schikane für Reiche, sondern der Rechtsstaa­t. Bei ernsthafte­n gesundheit­lichen Risiken ist ein Fernbleibe­n absolut notwendig, sonst nicht.

Allerdings avancierte der erste Tag des U-Ausschusse­s zum Abstandsfi­asko, imaginäre Babyelefan­ten wurden zertrampel­t. Das macht Absagen mit Verweis auf das Coronaviru­s allzu einfach. Hier muss das Parlament nachbesser­n, auch im Sinne von Journalist­en und Abgeordnet­en.

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