Schwungvoller Wochenausklang
Die milliardenschweren Konjunkturspritzen von Europäischer Zentralbank (EZB) und deutscher Bundesregierung zeigen Wirkung und haben Europas Börsen weiteren Schwung verliehen. Der deutsche Leitindex Dax nähert sich damit wieder der Marke 13.000 Punkte, die er Ende Februar fast wie im freien Fall nach unten durchbrochen hatte. Zusätzlichen Auftrieb lieferten am Freitag besser als erwartet ausgefallene Zahlen vom US-Arbeitsmarkt.
„Die USA scheinen schneller durch die Krise zu kommen als befürchtet“, sagte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. „Allerdings ist der Weg zurück noch weit, wurden doch im März und April zusammen über 22 Millionen Personen entlassen.“
Insgesamt dürfte die Kluft zwischen Markterwartungen und fundamentalen Realitäten in den kommenden Wochen auf die Probe gestellt werden, fassten die Experten der Helaba die momentane Börsenstimmung zusammen. „Schwer vorstellbar, dass die Erwartungen noch übertroffen werden.“
Die Entscheidung der EZB, ihr Notfall-Kaufprogramm Pepp
um weitere 600 Milliarden Euro aufzustocken, trieb die Renditen deutscher Bundesanleihen
nach oben. Bei den zehnjährigen Schuldverschreibungen stieg sie auf minus 0,29 Prozent und damit den höchsten Stand seit zwei Monaten. Bei Papieren mit einer Laufzeit von 30 Jahren lag sie sogar wieder im positiven Bereich. Zugleich geht der Risikoaufschlag italienischer Papiere gegenüber den deutschen Pendants zurück.
„Christine Lagarde hat gestern eine weitere Bazooka abgefeuert, indem sie das Kaufprogramm fast verdoppelt hat“, sagte Gregory Perdon, Anlageexperte bei der Privatbank Arbuthnot Latham. „Das ist eine große Unterstützung für Italien.“
Spekulationen auf verlängerte Förderbremsen der Erdölproduzenten halfen den Ölpreisen zusätzlich nach oben. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um mehr als vier Prozent. Die Gruppe Opec plus, der neben den Mitgliedern des Ölkartells auch andere Staaten mit Russland an der Spitze angehören, will am Samstag beraten. Das OpecSchwergewicht Saudi-Arabien und Russland sollen bereits eine Verlängerung der Drosselungen bis Ende Juli abgesprochen haben.
Auf Branchenebene legten neben Öltiteln auch Bankaktien deutlich zu, weil ihre Anleihebestände von der EZB-Entscheidung profitieren. Dies verhalf auch der finanzlastigen Wiener Börse zu einem starken Wochenausklang. (red)