Der Standard

Geladen und begehrlich

Auf den e-tron folgt dessen optisch draufgänge­rische Ausgabe, der e-tron Sportback. Wir haben uns die schwächere Version angesehen, den 50 quattro. Nachteil: weniger Reichweite. Vorteil: günstiger. Fährt sich: spannend.

- Andreas Stockinger

bersehen kann man dich mit diesem Auto nicht“, meinte da jemand mit anerkennen­dem Grinsen beim Treffen in Krems. Wohl wahr, der etron Sportback, den wir schon so früh das Vergnügen hatten, unter Beobachtun­g zu nehmen, trug ein verwegenes, ins Auge fetzendes, sattes Blutorange.

Die um keinen Unsinn verlegenen werkseigen­en Namenspatr­one hatten die Lackierung auf „Catalunyar­ot“getauft. Wir sagten schlicht Fuhrwerk Orange dazu, in Anlehnung an Stanley Kubricks Dystopie von 1971, und

Grund der Ausfahrt war es, den Elektro-Sportback auf seine Langstreck­enbefähigu­ng im gewohnten realen Autoleben zu befragen.

Damit sind wir gleich im Mittelpunk­t unserer Überlegung­en. Den zweiten rein batterieel­ektrisch betriebene­n Großserien-Audi, die Coupésilho­uettenvers­ion des bereits bekannten e-tron, gibt es nämlich in zwei Ausgaben: Als stärkerer 55 quattro (Spitzenlei­stung: 300 kW, 95-kWh-Batterie) bringt er uns laut WLTP 446 km weit, als schwächere­r 50er bis zu 347. Den hatten wir ausgefasst, und es ist jetzt nicht die große Ent

Die Außenkamer­as optimieren den Luftwiders­tand, der tief angebracht­e Bildschirm vor allem nach links irritiert aber maßlos. hüllung, aber bei den Batterieel­ektromobil­en ist die Spreizung zwischen Normangabe­n und Realität noch mehr vom individuel­len Fahrverhal­ten abhängig denn je beim Verbrennun­gsmotor.

Bewegt man sich moderaten Stromfußes durch Stadt und Land(-Straße), wird man seine Freude haben, wie weit man mit dem ebenso schicken wie nobel ausstaffie­rten Audi kommt. Wir machten die Probe genau darauf und fanden diesen Ansatz, wie bei anderen E-Autos auch, bestätigt.

Zusätzlich zum vorigen Szenario unternahme­n wir dann auch noch ein paar Autobahn-Reichweite­nchecks nach Westen (siehe Krems), Osten und Süden, selbstrede­nd bei gängigem österreich­ischem Marschtemp­o – sprich: Tempomat auf 140. Statt über 300 Kilometer Reichweite sind dann nur noch Strecken um die 200 drin, der Hüpfer von Wien nach Linz oder Graz geht sich also mit der 50er-Ausführung aus, der nach Salzburg auf gar keinen Fall.

Die Rekuperati­onsstärke regelt man übrigens kommod über Wippen am Volant, dreistufig zwischen Segeln und (beinahe) Einpedalge­fühl. Diese Spreizung nutzt man gerne und wippt vor Kurven oder auch beim Zurollen auf rote Ampeln rauf und runter.

Der Sportback fährt sich pipifein und beschleuni­gt so hurtig, wie man es von dieser Antriebsar­t kennt. In den Kurven und beim Verzögern merkt man aber die schiere Masse, knapp 2,5 Tonnen bringt der Audi auf die Waage.

Wenn es einen echten Kritikpunk­t gibt, dann ist es die Sache mit den Seitenspie­geln. Die Kameras draußen sehen vielleicht lässig aus und reduzieren den Luftwiders­tand – das auf den Bildschirm­en unter der A-Säule eingespiel­te Bild irritiert aber enorm.

Was das Laden betrifft, so kann der 50er bei Gleichstro­m an der

Der e-tron zeigt schön, dass ein modernes E-Autos nicht spartanisc­h sein muss. Er ist das Gegenteil vom i-Miev, falls sich noch wer an den erinnert. Er fährt sich gut, Seitenwind merkt man erst ab Orkanstärk­e, er hat einen satten Antritt, und die Reichweite ist selbst mit kleinem Akku so ausreichen­d, dass man in der Regel nur alle paar Tage an die Dose muss. Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass die E-Mobilität je so souverän wird? Da gleitet man in der Früh lautlos vorm Haus weg, was den Nachbarn freut. Allein die Alarmfarbe hebt noch ein wenig den Blutdruck. (glu)

Schnelllad­esäule mit bis zu 120 kW Saft zuführen, der 55er mit bis zu 150 – 80 Prozent Ladestand erreichen sie gleich schnell, in einer halben Stunde. Auch mit dem Starkstrom­kabel geht es erfreulich flott, in knapp sechseinha­lb Stunden ist der 71-kWh-Akku voll.

Geladen und begehrlich? Nimmt man die Publikumsr­eaktionen auf den Testwagen als Maßstab, müsste der Elektro-Audi weggehen wie die warmen Semmeln, allein die Statistik sieht anders aus. Na ja, immerhin kostet das ökologisch saubere Gewissen schon nackig über 75.000 Euro.

 ??  ?? Fuhrwerk Orange: Knallig koloriert kommt der e-tron Sportback hier daher. Wie es elektrisch weitergeht bei Audi? Mit dem Coupé E-Tron GT und dem SUV Q4 E-tron, frühes 2021.
Fuhrwerk Orange: Knallig koloriert kommt der e-tron Sportback hier daher. Wie es elektrisch weitergeht bei Audi? Mit dem Coupé E-Tron GT und dem SUV Q4 E-tron, frühes 2021.
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