Übertragung der Ausstellungsvorbereitung
Exakt als die Krise begann, hätte Sophie Thuns Ausstellung in der Secession Wien eröffnen sollen. Zwar musste das Haus temporär schließen, die Fotokünstlerin wollte ihre Schau Stolberggasse aber nicht verschieben. Daraufhin richtete sie sich eine Dunkelkammer im Grafischen Kabinett ein und ließ es rund um die Uhr von einer Kamera beobachten. Per Live-Stream kann man ihr noch bis 21. Juni bei der Arbeit zusehen.
STANDARD: Hatten Sie die Idee, mit diesem Format zu arbeiten schon früher?
Sophie Thun: Eine Dunkelkammer wollte ich schon länger umsetzen, allerdings wäre das mit Besucherinnen und Besuchern schwierig geworden. Als der Shutdown kam, war das Problem gelöst. Die Kamera kam noch dazu.
STANDARD: Was genau entwickeln Sie dort? Thun: Ich produziere Arbeiten für meine nächste Ausstellung – zeige einen Prozess, keine Ergebnisse. Davon wird nichts hierbleiben.
STANDARD: Ergaben sich so neue Freiheiten? Thun: In meinem Fall ja. Aber nur weil ich auch ausstellen konnte. Das Kameraauge beobachtet den Raum und ich weiß genau, was es sehen kann und was nicht. Diese Kontrolle finde ich wichtig. Außerdem habe ich jetzt die Schlüssel zur Secession, letztens habe ich bis drei Uhr Früh gearbeitet. Das Wegfallen von Hierarchien bedeutet auch Freiheit für mich.
STANDARD: Wie kamen Sie auf das Format? Thun: Ich habe entdeckt, dass das Grafische Kabinett nicht barrierefrei zugänglich ist, was mir aber sehr wichtig wäre. Mit der Idee der Webcam wird die Ausstellung für mehr Menschen zugänglich: Solange sie Internet haben, ist der Zugang 24 Stunden am Tag möglich und kostenlos.
STANDARD: Bedeutet dieser Aspekt der Zugänglichkeit Freiheit für Sie?
Thun: Ja, weil es für alle auf dieselbe Art zugänglich ist. Alle werden gleich behandelt.
SOPHIE THUN