Der Standard

Strache – eine österreich­ische Karriere

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ein Jahr später, ist er Chef einer abermalige­n Abspaltung der FPÖ, allerdings eher einer Absplitter­ung, die nur in Wien antritt. Vor einem Untersuchu­ngsausschu­ss musste er Rede und Antwort stehen. Strafrecht­liches steht im Raum. Seine Zukunft wird sich wahrschein­lich nicht als ein glänzender Wiederaufs­tieg gestalten.

Strache hat eine österreich­ische Karriere hinter sich. Rechte Politik hat in Österreich immer ihr Publikum, nicht erst seit gestern. Als die beiden Großpartei­en sich noch das Land aufteilten, wurde das rechte Gedankengu­t von ihnen bedient, auch der große Bruno Kreisky hätte keine absoluten Mehrheiten ohne ein diskretes Nicken zu den Immer-nochNazis errungen. Jörg Haider transformi­erte den alten

Deutschnat­ionalismus und die alte NS-Nostalgie in einen modernen Rechtspopu­lismus, ohne sie aufzugeben. Strache führte das weiter, beschloss aber an einem relativ späten Punkt in seiner Karriere, den ärgsten Ballast abzuwerfen. Seine Absage an den Antisemiti­smus und Nationalso­zialismus, vorgetrage­n vor schmissver­zierten Burschensc­haftern, war wohl ernst gemeint. Dass jetzt Antisemiti­sches aus seiner Jugendzeit auftaucht, ist kein Beleg für das Gegenteil. Aber natürlich ist Strache deswegen kein Liberaler oder gar Antirassis­t.

Heinz-Christian Strache stürzte nicht über seinen Fremdenhas­s. Das ist in Österreich bei vielen eine lässliche Sünde. Dass er in Ibiza die halbe Republik verscherbe­ln wollte, regte auch nicht so viele seiner

Anhänger auf. Er hat es sich aber nach dem Geschmack vieler seiner Wähler und Sympathisa­nten zu gut gehen lassen. Er dachte, nach dem Schlauch der „Kampfjahre“, nach tausend Bierzeltto­urneen, hätte er jetzt ein Recht auf ein gutes Leben. Aber 2500 Euro „Mietzuschu­ss“für die Villa in Klosterneu­burg? Auf Partei-, also auf Steuerzahl­erkosten?

Strache wusste nicht, wie man so etwas macht, ohne dass es zu parvenuhaf­t wirkt. Die coole Selbstvers­tändlichke­it der alten Konservati­ven beim Privilegie­nsammeln geht ihm ab. Die Volksseele zum Kochen bringen ist geil, aber das ist noch nicht wirkliche Macht. Die hatte die Kurz-Partie – die FPÖ war in der türkis-blauen Koalition nur der Ermögliche­r massiver Umbauversu­che, etwa in der

Sozialvers­icherung. Die KurzÖVP hat der FPÖ sogar auch noch einen guten Teil des rechtspopu­listischen Programms weggenomme­n.

Die Frage ist jetzt daher, ob Strache versuchen wird, die Türkisen mit seinem InsiderWis­sen mit hinunterzu­ziehen, etwa in Sachen Postenscha­cher.

Strache ist symptomati­sch für das Österreich der letzten Jahrzehnte. Der Rechtspopu­lismus ist für viele attraktiv, man kann eine Karriere darauf bauen. Aber Rechtspopu­listen sind in sich ungeeignet für seriöse Politik, für Regierungs­politik. as aber wollen viele immer noch nicht und wider alle Evidenz nicht begreifen. Strache hat keine Zukunft, der Rechtspopu­lismus schon. hans.rauscher@derstandar­d.at

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