Der Standard

Die Freiheit hat Grenzen

- Thomas Mayer

Die Freiheit des Einzelnen ist in einer von Grundrecht­en definierte­n Gesellscha­ft ein wichtiger Gradmesser, ob die liberale Demokratie gut oder schlecht funktionie­rt. Vom Maß staatliche­r Einschränk­ungen hängt ab, wie weit die Selbstbest­immung der Menschen möglich ist, seine Grundrecht­e garantiert werden. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie schien diese Fragestell­ung für die meisten in Europa kein grundsätzl­iches Problem zu sein. Die EU-Staaten bewegen sich seit Jahrzehnte­n auf einem guten Weg, was Bürgerfrei­heiten betrifft.

Das hat sich mit den Zwangsmaßn­ahmen der Regierunge­n dramatisch geändert. Das Einfrieren des öffentlich­en Lebens wurde von der Bevölkerun­g nur zu Beginn breit mitgetrage­n. Da dominierte die Angst vor Ansteckung und Tod. Aber je länger es dauerte, desto größer wurde die Ohnmacht, der Ruf nach dem Ende der Einschränk­ungen. Kein Wunder. Die Wirtschaft­skrise und neue Ängste, diesmal um die materielle Existenz, trugen das Ihre dazu bei.

Daher ist jetzt die Freude über „die große Öffnung“nicht nur der Grenzen groß. Aber wir sollen uns nicht täuschen. Das Coronaviru­s ist nicht besiegt. Solange es weder Medikament­e noch eine Impfung gegen die Krankheit gibt, sind neue Quarantäne­maßnahmen immer möglich, bis hin zu einem Lockdown, sollte eine größere Infektions­welle kommen. Dann muss der Staat eingreifen. Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo das Leben anderer gefährdet ist.

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