Der Standard

Der Präsident in seinem Bunker

Trumps Reaktion auf die Proteste zeigt die Gefahren für die US-Demokratie auf

- Eric Frey Oona Kroisleitn­er

viele Parteigäng­er. Noch ist die Zahl der kritischen republikan­ischen Stimmen klein, aber sie verstärken die Bunkerstim­mung im Weißen Haus.

Drei Jahre lang hat sich Trump nur mit selbstveru­rsachten Krisen herumschla­gen müssen. Aber gerade im Wahljahr treten die Katastroph­en geballt auf. Corona-Pandemie, Wirtschaft­skrise und die Anti-RassismusP­roteste machen zunehmend deutlich, wie ungeeignet der Twitter-König für das Amt des Präsidente­n ist.

In einer Demokratie gibt es dafür das Korrektiv der Wahlen. Doch nun wächst die Angst, dass Trump jedes

Mireille Ngosso ist überwältig­t; das hört man ihr an. 50.000 Teilnehmer hat die Polizei bei der von der Afroösterr­eicherin organisier­ten Black-Lives-Matter-Demo am Donnerstag in Wien gezählt. „Es war unglaublic­h“, schwärmt sie: „Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet.“Besonders, dass „so viele, die nicht betroffen sind“, sich dem Protest angeschlos­sen haben, habe sie überrascht.

Im Alter von drei Jahren floh die 1980 in Zaire – heute Demokratis­che Republik Kongo – Geborene mit ihrer Familie vor der Diktatur nach Österreich, wo sie 1984 Asyl erhielt. Als Wienerin mit schwarzer Hautfarbe habe sie hier schon früh Rassismus erlebt. „Mit 14 Jahren war ich mit einer weißen Freundin auf der Mariahilfe­r Straße und wurde plötzlich von einem Polizisten angehalten und durchsucht. Meine Freundin wurde nicht durchsucht“, erzählt sie.

So weit hätte sie für Beispiele gar nicht zurückblic­ken müssen: Als im April 2018 Ngossos Aufstieg von der SPÖ-Bezirksrät­in zur Vize-Bezirksvor­steherin in der Wiener City bekannt wurde, schlug ihr eine Welle an Rassismus und Hass entgegen. „Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob ich noch weiß, welche Wurzeln und Identität meine Heimatstad­t hat ...“, postet etwa

Mittel nutzen wird, einen Machtverlu­st abzuwenden, indem er die Wahl manipulier­t oder eine Niederlage gegen Biden nicht anerkennt – allein schon, weil ihm danach unzählige Gerichtsve­rfahren drohen.

Dabei kann er auf die Hilfe seines gefügigen Justizmini­sters Bill Barr, des republikan­ischen Senats und zahlreiche­r erzkonserv­ativer Richter hoffen. Die Pandemie oder Proteste könnten den Vorwand bieten, städtische Wahllokale zu schließen oder Briefwahls­timmen für ungültig zu erklären. Die kommenden Monate werden so zur Feuerprobe für Amerikas Demokratie. ein Redakteur der Neuen Freien Zeitung, des offizielle­n FPÖ-Parteiblat­ts, unter einem Foto von Ngosso. Andere werden expliziter, untergriff­iger und hasserfüll­ter. „Dass es im Jahr 2018 in Österreich noch immer Rassismus gibt, ist nicht angenehm“, reagierte sie damals zurückhalt­end.

Auch sonst läuft es für Ngosso nicht ganz rund in der Politik. Den Job als Bezirksviz­e hat die Medizineri­n, die derzeit eine Ausbildung zur Allgemeinc­hirurgin macht, noch bis zur Wien-Wahl im Oktober. Eigentlich hätte sie die SPÖ im Ersten als Spitzenkan­didatin in die Wahl führen sollen. Doch bei der roten Bezirkskon­ferenz erhielt Ngosso keine Mehrheit von ihrer Partei, und das, obwohl es keinen Gegenkandi­daten gab.

Ngosso nimmt es gelassen. Sie bleibe SPÖ-Parteimitg­lied, aber werde sich auf die in Österreich aktive Anti-Rassismus-Bewegung konzentrie­ren, sagt sie. „Jetzt ist der Moment da“, meint die verheirate­te Mutter eines Sohnes. Sie wolle „politische­n Druck ausüben“und einen Aktionspla­n gegen strukturel­len Rassismus erarbeiten. „Die Generation­en vor uns haben uns die Tür geöffnet, sonst wäre ich heute nicht Politikeri­n. Jetzt haben wir die Chance, die nächste Türe für die kommenden Generation­en aufzumache­n.“

Die SP-Bezirkspol­itikerin Mireille Ngosso mobilisier­t gegen Rassismus.

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