Der Standard

Freiheit in Verantwort­ung

- Petra Stuiber

Der Lockdown Ende März traf Österreich wie ein Keulenschl­ag. Von einem Tag auf den anderen war alles anders. Man hielt sich von anderen fern und überlegte lieber dreimal, ehe man einen Fuß vor die Tür setzte. Das war hart. Aber damals notwendig.

Angesichts der rasant steigenden Zahlen an Neuinfekti­onen und der Schreckens­nachrichte­n aus der Lombardei nahm man die „demokratis­che Zumutung des Coronaviru­s“(Angela Merkel) zunächst einmal hin. Die Krise lehrte Disziplin und Geduld. Allerdings nur so lange, bis die Zahl der Neuinfekti­onen zurückging. Ab da erscholl der Ruf nach mehr Freiheit in der Krise immer lauter. Viele Österreich­er wussten wieder zu schätzen, was sie an diesem freien Land haben. Was sich aber auch zeigte: Der Weg zurück war holprig. Das Zusperren des Landes hatte glatter funktionie­rt als das Wiederaufs­perren. Das führt die Gefahr solch drastische­r Maßnahmen deutlich vor Augen.

Ein neuerliche­r Lockdown muss daher unbedingt vermieden werden. Das autoritäre Eingreifen des Staates in Grund- und Freiheitsr­echte der Menschen muss die absolute Ausnahme bleiben. An die Stelle der Anordnung muss der Appell treten – an Eigenveran­twortung und die Selbstdisz­iplin mündiger Bürger. Es geht um doppelte Verantwort­ung: Der Staat darf im Umgang mit der größten Gesundheit­skrise seit Jahrzehnte­n das Grundrecht auf persönlich­e Freiheit nicht über Bord werfen. Und die Bürger müssen diese Freiheit verantwort­ungsvoll leben.

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