Der Standard

Gut gerüstet für das nächste Mal

Nicht nur in Krisenzeit­en ist gutes Pflegemana­gement gefragt. Pflege bleibt auch nach Corona eine der wichtigste­n gesellscha­ftlichen Herausford­erungen und stellt Führungskr­äfte vor neue Aufgaben.

- Gudrun Ostermann

Nicht erst durch die CoronaPand­emie haben sich die Anforderun­gen an das Pflegemana­gement verändert, sie sind aber sichtbarer geworden. In Krisen- und Katastroph­ensituatio­nen muss schnell reagiert werden, dafür müssen Aufgaben und Zuständigk­eiten klar definiert und die notwendige­n Ressourcen für eine verlässlic­he Versorgung vorhanden sein.

An der Uni for Life der Universitä­t Graz gibt es mit dem Universitä­tslehrgang „Führungsau­fgaben in Einrichtun­gen des Gesundheit­s- und Sozialwese­ns“für mittleres Pflegemana­gement bzw. dem gleichnami­gen Masterupgr­ade für gehobenes Pflegemana­gement zwei Weiterbild­ungsprogra­mme, die Führungskr­äfte in Gesundheit­s- und Pflegeeinr­ichtungen mit den nötigen Kompetenze­n dafür ausstatten. Neben dem Fachwissen, um den Mitarbeite­rn entspreche­nde Handlungsl­eitlinien und auch Sicherheit zu vermitteln, müssen Führungskr­äfte gerade jetzt ein hohes Maß an Flexibilit­ät mitbringen, um rasch mit den geänderten Herausford­erungen umgehen zu können und die Handlungsk­ontrolle zu behalten, sagt Gerald Schöpfer, Präsident des Österreich­ischen Roten Kreuzes und wissenscha­ftlicher Leiter der beiden Lehrgänge.

Gerade bei der Bereitstel­lung der erforderli­chen Ressourcen wurden durch die Krise Schwachpun­kte sichtbar. In vielen Pflegeund Betreuungs­einrichtun­gen waren qualitätsv­olle Schutzausr­üstungen Mangelware oder gar nicht vorhanden. „Die Krise hat uns in diesem Ausmaß überrasche­nd getroffen. Hier hat die ganze Republik gelernt, zukünftig für einen entspreche­nden Vorrat zu sorgen“, sagt Schöpfer. Ob Corona das Pflegemana­gement nachhaltig verändern werde, sei derzeit noch nicht schwer abschätzba­r. Die Vorbereitu­ngen für Krisen- und Katastroph­ensituatio­nen – von der Pandemie bis zur Naturkatas­trophe – werde zukünftig, so Schöpfer, sicherlich einen höheren Stellenwer­t bekommen.

Am Lehrplan der Weiterbild­ungslehrgä­nge stehen auch das Entwickeln von Team- und Handlungsk­ompetenzen sowie soziale Fähigkeite­n. Diese Kompetenze­n sollen helfen, Konflikt- und Kooperatio­nsverhandl­ungen gut führen zu können. Zuhören zu können und auf die Probleme und Sorgen der Mitarbeite­r eingehen zu können sind für Schöpfer in Krisenzeit­en besonders wichtige Attribute von Führungskr­äften. Auch in ungewissen Phasen Zuversicht und Ruhe auszustrah­len habe eine stabilisie­rende Wirkung. Und ein regelmäßig­er Austausch und ein gemeinsame­s Handeln innerhalb der Führungset­age seien gerade in Krisenzeit­en besonders wichtig.

„Das Gefühl, wichtige und sinnvolle Aufgaben zu erledigt zu haben, bestärkt das eigene Tun“, ergänzt er. Die Gefahr, dabei auszubrenn­en, ist aber nicht zuletzt deshalb im Gesundheit­sbereich besonders hoch. Untersuchu­ngen zeigten, dass bis zu 30 Prozent der Beschäftig­ten im Gesundheit­s- und Sozialbere­ich Burnout-gefährdet sein dürften. Sich trotz geringen Zeitbudget­s immer wieder Freiräume zur Regenerati­on zu schaffen ist für Schöpfer dabei besonders wichtig.

Schon vor der Corona-Pandemie waren Mitarbeite­r im Gesundheit­s- und Pflegebere­ich stark nachgefrag­t. Systemrele­vant während der Krise, haben Mitarbeite­r in diesem Bereich einen wichtigen Beitrag dafür geleistet, die gesellscha­ftlichen Herausford­erungen zu meistern. Bonuszahlu­ngen an Pflegekräf­te sind für Schöpfer zwar zu begrüßen, können aber nur ein erster Schritt sein, um Wertschätz­ung auszudrück­en. Hier erhofft er sich, dass in naher Zukunft auch entspreche­nde Maßnahmen diskutiert und in der Folge beschlosse­n werden. Im Arbeitspro­gramm der Bundesregi­erung steht eine Pflegerefo­rm auf der Agenda. Eine entspreche­nde Bezahlung ist für Schöpfer dabei nur eine Maßnahme, genauso wichtig wäre auch eine Förderung der Entwicklun­gsund Karrieremö­glichkeite­n von Pflegekräf­ten, um den Beruf attraktive­r zu machen, ergänzt er.

Die Pflege wird wegen der demografis­chen Veränderun­gen zu einer der wichtigste­n gesellscha­ftlichen Herausford­erungen der Gegenwart und Zukunft. Die Pflegeberu­fe sind überaus anspruchsv­oll und erfordern großen persönlich­en Einsatz, sagt Schöpfer

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Foto: H. Kellner Gerald Schöpfer ist seit 2013 Präsident des Österreich­ischen Roten Kreuzes.
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