AUA wird mit 600 Millionen Euro gerettet
Drei Viertel von Republik, ein Viertel von Lufthansa, zehn Jahre Standortgarantie
Wien – Das Rettungspaket für die AUA steht nach wochenlangen Verhandlungen. Der österreichische Staat und der deutsche Mutterkonzern Lufthansa fangen die Airline mit in Summe 600 Millionen Euro auf. Die AUA erhält 450 Millionen Euro von der Republik, davon 300 Millionen Euro als Kreditgarantie und 150 Millionen Euro als Eigenkapital. Weitere 150 Millionen Euro schießt die Lufthansa zu. Österreich wird sich allerdings nicht an der AUA oder der Lufthansa beteiligen.
Die Lufthansa muss zu den 150 Millionen weitere Gegenleistungen erbringen. Die 150 Millionen Euro sollen etwa in klimaeffiziente Investitionen gesteckt, die AUA soll damit, wie von der grünen Verkehrsministerin Leonore Gewessler gefordert, grüner werden. Angestrebt wird eine Art grüner Vertrag, den die AUA mit der Regierung abschließen soll: eine CO2-Reduktion bis 2030 um knapp ein Drittel, zum Beispiel durch neue Flieger. Über die ökologischen Rahmenbedingungen wurde zwischen Türkis und Grün bis zuletzt verhandelt.
Auch eine Standortgarantie, wie sie die Türkisen gefordert hatten, wurde mit der deutschen Mutter vereinbart. Darin ist etwa für die nächsten zehn Jahre festgehalten, dass das AUA-Hauptquartier in Wien bleibt, das Drehkreuz WienSchwechat nicht angetastet wird und zudem der Markenname AUA bleibt. (red)
Am Ende ging es doch noch flotter als gedacht. Das 600 Millionen Euro schwere Hilfspaket für die angeschlagene AUA ist nach wochenlangen Verhandlungen fixiert. LufthansaChef Carsten Spohr reiste am Montag extra nach Wien an, um mit AUA-Vorstandschef Alex von Hoensbroech die frohe Botschaft zu verkünden.
Den Vortritt mussten die beiden in der Sache freilich der türkisgrünen Regierung lassen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) traten vor die Presse, um darzulegen, was Österreich im Gegenzug für die staatlichen 450 Millionen Euro von der deutschen Mutter herausgeschlagen hat. Abseits der 150 Mio. Euro, die die Lufthansa als Eigenkapital einschießt.
Da gab es jede Menge Klärungsbedarf, um Detailfragen war es bis zuletzt gegangen. Noch am Wochenende hat sich die türkis-grüne Koalition im Hinblick auf die ökologischen Rahmenbedingungen abgesprochen; die finanziellen Details stehen – wie DER
STANDARD berichtete – schon seit Ende der Vorwoche fest.
Kredit und Zuschuss
In Summe bekommt die Airline 600 Millionen Euro. Die 450 Millionen aus Österreich werden so aufgeteilt: 300 Millionen fließen als staatlich garantierter Bankkredit, die kreditgewährenden Banken sind Erste Bank Österreich und Raiffeisen Bank International. Der Kredit hat eine Laufzeit von sechs Jahren. Weitere 150 Millionen Euro kommen als nichtrückzahlbarer Zuschuss vom österreichischen Staat, abgewickelt wird das alles von der staatlichen Finanzierungsagentur Cofag.
Die Lufthansa wird die genannten 150 Millionen Euro in die AUA einzahlen, die seit dem CoronaLockdown kaum noch geflogen und in finanzielle Turbulenzen geraten ist. Bereits im ersten Quartal schlug die Krise mit hohen Verlusten zu Buche. Ende März, als die Pandemie Europa gerade erst so richtig erfasste, stand bei der AUA bereits ein Minus von 136 Mio. Euro in der Bilanz, unbereinigt machte der operative Verlust 197 Millionen Euro aus.
Die Lufthansa, die selbst in Summe neun Milliarden Euro vom deutschen Staat bekommt, davon zu überzeugen, Geld für die Wiener Tochter springen zu lassen, soll schwierig gewesen sein, erzählen Verhandler. Letztendlich sei es aber doch gelungen, mit dem Hinweis auf das Einspringen des österreichischen Staates.
Auch die Grünen haben einiges erreicht: Die 150 Millionen Euro sollen etwa in klimaeffiziente Investitionen gesteckt werden, Stichwort CO -Reduktion. 2
Zudem wurde eine Standortgarantie mit den Deutschen vereinbart. Darauf hatten vor allem die Türkisen gepocht. Darin ist unter anderem für zehn Jahre fixiert, dass das AUA-Headquarter in Wien bleibt, das Drehkreuz WienSchwechat nicht angetastet wird und der Markenname AUA bestehen bleibt.
Österreich wird zudem zwei Mitglieder in den Stiftungsvorstand rund um die Luftverkehrsholding entsenden und bekommt zwei Sitze im Aufsichtsrat der Lufthansa-Tochter.
Grüne und Türkise hatten bis zuletzt auch um Rahmenbedingungen gerungen – auch da dürften die Grünen mit Erfolg verhandelt haben. Dem Vernehmen nach soll ein Anti-Dumping-Gesetz zu Ticketpreisen kommen. Fix vereinbart wurde laut STANDARD- Informationen zudem, dass eine Art grüner Vertrag zwischen AUA und Republik abgeschlossen werden soll. Darin verpflichtet sich die Airline eben, die von der Lufthansa kommenden 150 Millionen Euro bis 2030 in klima- und lärmeffiziente Technologien zu investieren. Angestrebt ist da etwa eine CO -Reduktion (etwa durch neue 2 Flieger) bis 2030 um 30 Prozent, Ausgangspunkt ist das Jahr 2005.
Ökologischer fliegen
Der Fluglärm soll bis dahin um 60 Prozent verringert werden, auch durch technische Lösungen, die etwa den Lärm bei der Landung mindern. Der durchschnittliche CO -Ausstoß der AUA-Flotte pro 100 Passagierkilometern soll von 9,55 Kilogramm auf 8,5 kg sinken, die Treibstoffeffizienz um 1,5 Prozent pro Jahr steigen. Zudem sollen auf Kurz- und Mittelstrecken zwei Prozent an alternativen Treibstoffen beigemischt werden.