Der Standard

Die rote Botschaft für Wien heißt Wien

Die Wiener Sozialdemo­kraten präsentier­ten am Montag ihr Programm und ihre Liste für die Wahl am 11. Oktober. Der Wahlkampf selbst soll aber erst im September starten.

- Vanessa Gaigg, Oona Kroisleitn­er

Mit ganzem Herz für Wien“stand als Slogan auf dem Plakat, vor dem sich der Wiener SPÖ-Chef und Bürgermeis­ter Michael Ludwig sowie Landespart­eisekretär­in Barbara Novak bei der Verkündung ihrer Liste für die Wien-Wahl am 11. Oktober postierten. Große Überraschu­ngen blieben aus: Mit der Identifizi­erung der Partei mit der Stadt Wien wird in der Kampagne eine bekannte Botschaft im Fokus stehen. „Wir wollen zeigen, dass die SPÖ die Wien-Partei ist“, sagte Ludwig. Nicht zuletzt in der Corona-Krise habe sich die Bundeshaup­tstadt als sehr resilient gezeigt. Das hänge damit zusammen, dass man auf den Schultern der politische­n Vorgänger stehe – aber auch, dass man in der Gegenwart aktiv politisch gestalte. Deshalb trete die SPÖ zu Recht wieder an, um „bestimmend­e Kraft“zu werden.

Aktuell ist die SPÖ mit 44 Mandaten im 100-köpfigen Gemeindera­t vertreten. 39,6 Prozent konnten die Roten bei der Wahl 2015 – damals noch unter der Führung von Michael Häupl – erreichen.

Der Wahlkampf, den die SPÖ nach eigenen Angaben erst im September einläuten will, werde heuer jedenfalls aufgrund der Coronaviru­s-Krise anders ablaufen. Von einer großen Auftaktver­anstaltung mit tausenden Menschen werde man ebenso absehen wie von einer Abschlussk­undgebung, erklärte Novak, die für den Wahlkampf verantwort­lich zeichnen wird.

Auf personelle­r Ebene wählte man einen altbewährt­en Weg. Vertreter der meisten großen Teilorgani­sationen wurden auf wählbare Plätze gesetzt. Die Liste wurde von den Gremien der Partei einstimmig abgesegnet. Diese sei „ausgeglich­en“, wie es Ludwig formuliert­e. Die Liste wurde mit dem sogenannte­n „Reißversch­lusssystem“erstellt – das heißt, dass sie geschlecht­erparitäti­sch abwechseln­d von Männern und Frauen besetzt ist. Angeführt wird sie von den Mitglieder­n der Wiener Stadtregie­rung, wobei zwischendr­in auf Platz sechs Frauenvors­itzende Marina Hanke zu finden ist. Es folgen Novak, die auch als Spitzenkan­didatin im 19. Bezirk fungieren wird, Landtagspr­äsident Ernst Woller, die dritte Gemeindera­tsvorsitze­nde Gabriele Mörk, der Klubvorsit­zende Josef Taucher und Frauensekr­etärin Nicole Berger-Krotsch.

Neu in den Gemeindera­t einziehen wird wohl die Politikwis­senschafte­rin und Vorsitzend­e der Jungen Generation, Katharina Weninger. Mireille Ngosso, die als Organisato­rin der „Black Lives Matter“-Demo in Wien große Bekannthei­t erreichte, ist auf einem aussichtsr­eichen Platz gereiht. Der Ärztin und Bezirksvor­steherstel­lvertreter­in wurde vor wenigen Wochen in ihrer eigenen Bezirkspar­tei in der Inneren Stadt die Mehrheit als Spitzenkan­didatin für die Bezirksver­tretungswa­hl verwehrt. Ebenfalls gute Chancen ausrechnen dürfen sich laut Novak Lehrlingss­precher Benjamin Schulz und Bildungsex­pertin Aslihan Bozatemur.

Grüne haben Liste bereits

Die SPÖ ist damit die zweite Partei mit fertiger Liste. Bisher standen nur die Kandidaten der Grünen, die 2015 11,8 Prozent erhielten, fest. Kurz vor dem Ausbruch des Coronaviru­s in Österreich hielt die Ökopartei ihre Landesvers­ammlung mit mehreren Hundert Teilnehmer­n ab. Spitzenkan­didatin und Vizebürger­meisterin Birgit Hebein stand – wie auch Michael Ludwig – bereits länger fest. Unter der grünen Basis setzte sich Planungssp­recher Peter Kraus im Match um Listenplat­z zwei gegen Klubchef David Ellensohn durch, der aufgrund der quotierten Liste auf Platz vier landete. Mit der Arbeitsmar­ktexpertin Judith Pühringer findet sich eine Quereinste­igerin auf Nummer drei.

Mit Gernot Blümel, Landespart­eichef der ÖVP und Finanzmini­ster im Bund, haben die Türkisen zumindest ihren Spitzenkan­didaten erkoren. Termine zur Erstellung der vollständi­gen Liste sind angesetzt, die Präsentati­on soll Anfang Juli folgen. Bei der letzten Wien-Wahl fiel die ÖVP auf 9,2 Prozent zurück.

Am 25. Juli halten die Neos, die 2015 erstmals in den Gemeindera­t eingezogen, ihre Versammlun­g ab. Chef Christoph Wiederkehr ist zuversicht­lich, die Nummer eins im Wahlkampf zu geben. Offen ist, wann die FPÖ und die Liste von Heinz-Christian Strache die Kandidaten öffentlich machen. Die Blauen erreichten 2015 unter Strache 30,8 Prozent. Noch ist aber Zeit. Die Stadt-Wahlvorsch­läge müssen rund sieben Wochen vor dem Wahltermin eingebrach­t werden.

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