Milliardenschwere Schutzschirme für Fluggesellschaften
Frankreich will Luftfahrtbranche mit Milliarden stützen – britische Airlines protestieren scharf gegen Einreisebestimmungen
Paris/London – Zehn Milliarden Euro schwer dürfte der Schutzschirm sein, den Frankreich über der Luftfahrtbranche aufspannen wird. Kreditgarantien, Unterstützung für Forschung und Entwicklung, ein Investmentfonds im Umfang von einer Milliarde Euro – das sollen die Instrumente sein, mit denen die Regierung der angeschlagenen Branche unter die Arme greifen will, berichtet die Wirtschaftszeitung Les Echos.
La Grande Nation befindet sich in guter Gesellschaft. Weltweit befürchtet die Luftfahrtbranche den Verlust von 25 Millionen Jobs und rief Regierungen in aller Herren Länder mit dramatischen Appellen zu Finanzhilfen auf und bekommt diese auch gewährt – oft verbunden mit einem mehr oder weniger ernsthaften Zugeständnis, künftig ökologischer zu werden.
Praktisch alle Experten halten eine staatliche Unterstützung der Branche für alternativlos. Dennoch ist das Aufspannen eines Schutzschirms ein zweischneidiges Schwert, steht doch zu befürchten, dass die notwendige Bereinigung verhindert wird. Schon vor der Corona-Krise litten vor allem die Marktteilnehmer in Europa an Überkapazitäten, die zu heftigen und für manche ruinösen Preiskämpfen führten. Die Krise wird die Bereinigung beschleunigen.
Drastische Gehaltskürzungen, Kurzarbeit, wo dies möglich ist, Stellenabbau stehen praktisch bei allen Airlines auf der Agenda. TuiChef Friedrich Joussen bestätigt etwa, dass beim Ferienflieger Tuifly wegen der Corona-Krise rund 50 Prozent der Vollzeitstellen wegfallen könnten. „Ich meine, dass es etwa die Hälfte sein müsste. Wir reden über 900 Vollzeitstellen“, sagte der Vorstandschef der Tui Group am Montag bei einer Videokonferenz des Vereins der Ausländischen Presse in Deutschland (VAP).
In Großbritannien geht die Luftfahrtbranche wegen der am Montag in Kraft getretenen Quarantänepflicht für Einreisende nach Großbritannien auf die Barrikaden. Nicht nur Michael O’Leary, Chef der Lauda-Mutter Ryanair, schießt scharf gegen die Regierung. Die britische Gesellschaft British Airways droht der Regierung inzwischen gar mit rechtlichen Schritten.
Man ist sich einig mit Ryanair und Easyjet und hat dies auch in einem Brandbrief kundgetan: Die Vorgaben für eine 14-tägige Quarantäne von Einreisenden aus dem Ausland seien „völlig ungerechtfertigt und unverhältnismäßig“, hieß es in einem Schreiben an die Regierung. Die Regeln seien vor allem bei EU-Ländern mit geringeren Corona-Infektionszahlen irrational. (red)