Der Standard

Der lange Nachhall der Motohall

Die EU-Wettbewerb­sbehörde will die fragwürdig­e Millionenf­örderung der KTM Motohall vorerst nicht prüfen. Dass es politische Interventi­onen beim OÖ-Landesrech­nungshof gegeben haben könnte, wird bestritten.

- Olga Kronsteine­r

Lässt man die letzten Monate, Wochen, ja Tage Revue passieren, dann scheint das letzte Kapitel zur Liaison zwischen der ÖVP und KTM-Boss Stefan Pierer noch nicht geschriebe­n. Eher im Gegenteil. Die Diskussion rund um die millionens­chwere Förderung der KTM Motohall will auch nach der Prüfung des Landesrech­nungshofs (LHR) nicht verstummen, und neuerdings belegen Chatnachri­chten, wie wichtig der Partei das Image ihres Großspende­rs ist.

Im Juli 2017 überwies er knapp 440.000 Euro, und im Oktober legte sich die ÖVP ins Zeug, um den von der SPÖ vorgebrach­ten Verdacht des steuerlich­en „Abschleich­ens“Pierers zu kontern. Dabei war es um rund 20 Millionen Euro gegangen, die er zwei Wochen vor einem neuen Steuerabko­mmen mit Liechtenst­ein im Dezember 2013 aus dem Fürstentum nach Österreich transferie­rte.

Die Idee für das KTM-Museum war da übrigens längst geboren. Bereits ein Jahr zuvor hatte die

Stadtgemei­nde Mattighofe­n dazu bei der oberösterr­eichischen Landesregi­erung vorgefühlt, die ihrerseits eine „grundsätzl­iche Förderungs­fähigkeit“avisierte.

Das geht aus der Chronologi­e hervor, die der Landesrech­nungshof (LHR) Ende April veröffentl­ichte und die das Bemühen belegt, diverse Nachlässig­keiten zu bereinigen, als im August des Vorjahres die öffentlich­e Diskussion begann: rund um 6,74 Millionen Euro, die Ex-Landeshaup­tmann Josef Pühringer (ÖVP) 2015 aus unterschie­dlichen Budgettöpf­en für die Erlebniswe­lt der Marke KTM zusagte.

Reihe von Versäumnis­sen

Sein Nachfolger Thomas Stelzer versucht seit Monaten die Wogen zu glätten. Teils vergeblich, da der Prüfberich­t eine ganze Reihe von Versäumnis­sen auf mehreren Ebenen nachwies. Konsequenz­en blieben überschaub­ar. Der Landeskult­urdirektio­n, die für die Abwicklung verantwort­lich war, hatte der LHR ein „wenig zufriedens­tellend“attestiert.

Ihr Leiter Reinhold Kräter, der von Stelzer noch im Frühjahr 2019 verlängert worden war, legt sein Amt mit 30. Juni zurück, wie Ende vergangene­r Woche bekannt wurde. Er übernimmt sodann eine Stabstelle in der OÖ. Landes-Kultur GmbH, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Denn dem vormaligen Oberösterr­eichischen Landesmuse­um bescherte Kräter weitere Ermittlung­en der Landesrech­nungsprüfe­r. Dabei geht es um das neue Depot für Kunstwerke, dessen Ausbau statt der von Stelzer bewilligte­n 1,7 Millionen Euro bislang 4,85 Millionen verschlung­en haben soll.

Laut LHR-Direktor Friedrich Pammer stehe man erst am Beginn der Erhebungen, der Rohbericht solle im Herbst vorliegen. Angesichts des Prüfberich­ts zur Causa KTM sieht er sich anhaltende­r Kritik ausgesetzt. Gerüchtewe­ise soll es im Vorfeld der Veröffentl­ichung Interventi­onen seitens des Landeshaup­tmanns gegeben haben. Pammer bestreitet das, bestätigt jedoch intensive Diskussion­en, vor allem im Hinblick auf haushaltsr­echtliche Bestimmung­en, die nachweisli­ch nicht eingehalte­n wurden.

Woran sich Kritiker stoßen, ist die von ihm beschieden­e „grundsätzl­iche Förderwürd­igkeit“. Pammer, der 2013 unter der Regentscha­ft Pühringers in das Amt geholt wurde, verweist dazu auf das Kulturförd­erungsgese­tz des Landes. Liest man nach, gibt es tatsächlic­h kaum Einschränk­ungen punkto Förderwürd­igkeit. Museen werden dort gar nicht erwähnt, Architektu­r und Design immerhin.

Neos wollen Druck machen

Wurde bei dieser Förderung EU-Beihilfenr­echt durch den Umweg über Kulturmitt­el umgangen, die als wirtschaft­liche Unterstütz­ung vorgesehen waren, lautete für die Neos die Kernfrage. Anfang Februar stellten sie bei der EUWettbewe­rbsbehörde deshalb einen detaillier­ten Antrag samt juristisch­en Erläuterun­gen. Gemäß den üblichen Fristen hätte die

Antwort Anfang März vorliegen müssen, sie trudelte allerdings erst Mitte Mai ein.

„Auf der Grundlage der der Kommission vorliegend­en Informatio­nen scheinen die Maßnahmen daher prima facie als Beihilfen zur Kulturförd­erung von der Anmeldepfl­icht freigestel­lt“, meint die zuständige Kommissari­n Margrethe Vestager. Mit anderen Worten wurde nur das formale Prozedere beurteilt, eine inhaltlich­e Prüfung fand gar nicht statt.

Für Karin Doppelbaue­r, Budgetspre­cherin der Neos, ist das nicht ausreichen­d. Denn die Freistellu­ngsverordn­ung gilt nur für einen Teil der Förderung, nicht jedoch für die Bedarfszuw­eisungen an die Gemeinde Mattighofe­n, die hätten gemeldet werden müssen. Die Neos planen nun die Beauftragu­ng eines Gutachtens, das den LHR-Prüfberich­t berücksich­tigt. Sollte auch dann keine vertiefend­e Prüfung erfolgen, wird in Brüssel ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren „angeregt“.

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ÖVP-Spender Stefan Pierer (links) und VP-Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (auf dem Motorrad) bei der Eröffnung der KTM Motohall.

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